18.04.2013 Aufrufe

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5070<br />

5071<br />

5072<br />

5073<br />

5074<br />

5075<br />

5076<br />

5077<br />

5078<br />

5079<br />

5080<br />

5081<br />

5082<br />

5083<br />

5084<br />

5085<br />

5086<br />

5087<br />

5088<br />

5089<br />

5090<br />

5091<br />

5092<br />

5093<br />

5094<br />

5095<br />

5096<br />

5097<br />

5098<br />

5099<br />

5100<br />

5101<br />

5102<br />

5103<br />

5104<br />

5105<br />

5106<br />

5107<br />

5108<br />

5109<br />

5110<br />

5111<br />

5112<br />

5113<br />

5114<br />

5115<br />

Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ ist <strong>des</strong>halb auch damit beauftragt, einen das<br />

BIP ergänzenden Wohlstands- beziehungsweise Fortschrittsindikator zu entwickeln. 253<br />

2.4. BIP-Wachstum und Umweltfolgen<br />

Das Wachstum <strong>des</strong> BIP ist nicht per se gleichbedeutend mit zunehmendem Ressourcenverbrauch. Vielmehr ist<br />

eine Entkopplung <strong>des</strong> Ressourcenverbrauchs, <strong>des</strong> implizierten Verbrauchs und Umweltverbrauchs vom<br />

Wachstum der Wertschöpfung möglich. Grundsätzlich kann zusätzliche Wertschöpfung und damit ein steigen<strong>des</strong><br />

BIP mit einer erheblichen Verringerung der Umweltbelastung einhergehen. Dies kann durch Effizienzsteigerung<br />

der Ressourcennutzung und die Substitution nicht erneuerbarer Rohstoffe geschehen, wobei die Produkte nach<br />

ihrer Nutzung wieder verwertbar oder biologisch abbaubar sein sollten. Möglich sind auch strukturelle<br />

Veränderung, vom Strukturwandel in Richtung auf Dienstleistungen und wissensintensive Produkte bis hin zur<br />

Veränderung von Infrastrukturen und letztlich auch Lebensstilen. Ein solcher ökologischer Umbau muss die<br />

Produktions- und Lebensweise auf eine neue Grundlage stellen.<br />

Tatsächlich ist das bestehende Produktionsmodell noch weitgehend das ressourcen- und umweltintensive<br />

Wachstumsmodell, das sich im 20. Jahrhundert entwickelt hat. Seine Basis waren einerseits billig verfügbare<br />

Rohstoffe und Energien. Zugleich war die Abgabe von Schadstoffen lange Zeit nicht mit Kosten verbunden.<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer hatten mithin kaum Anreize, die resultierenden ökologischen Folgen zu<br />

vermeiden. Ebenso unterlagen natürliche Ressourcen und ökologische Dienstleistungen, die als Gemeingüter<br />

gratis in Anspruch genommen wurden, einer Überbeanspruchung. Regeln für ihre nachhaltige Nutzung fehlten.<br />

Wegen fehlender Anreizstrukturen haben wir es hier mit einem klassischen Marktversagen zu tun.<br />

Die Umweltfolgen dieses Wachstumsmusters haben Schadenseffekte verursacht, die – auch im Zeichen eines<br />

globalen Wertewandels – zunehmend als nicht mehr hinnehmbar angesehen werden. Bei den nicht erneuerbaren<br />

Rohstoffen ist es seit Beginn <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts teils zu erheblichen Preissteigerungen gekommen. Insgesamt<br />

ist das ressourcenintensive Wachstumsmodell <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts unter einen erheblichen Anpassungszwang<br />

geraten. Dieser manifestiert sich als krisenhafte Herausforderung (siehe unten Kapitel 3.3 dieses<br />

Sondervotums), aber auch als ökonomische Chance. Eine massive Steigerung der Ressourcenproduktivität ist<br />

nicht nur möglich, sie bietet vielfältige Chancen. 254<br />

Höhere volkswirtschaftliche Ressourceneffizienz im Sinne von weniger Ressourcenaufwand für die Produktion<br />

der gleichen Güter würde nicht ausreichen, da sie teilweise oder ganz durch eine Steigerung der Gütermenge<br />

wieder aufgewogen wird (Wachstums- und Rebound-Effekt). Deshalb kommt es neben dem Übergang zu<br />

erneuerbaren Ressourcen auch darauf an, dass die Produktionsstruktur sich ändert. Andere Güter, die weniger<br />

Ressourcen verbrauchen, müssen produziert werden, vor allem Dienstleistungen und Informationen.<br />

Zu beachten ist in dem Zusammenhang allerdings, dass auch Lebens- und Produktionsprozesse, die nicht ins BIP<br />

eingehen, eine stofflich-energetische Seite haben. Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte (ohne<br />

Energiegehalt der Konsumgüter), deren „Produktion“ beziehungsweise Leistungen nicht ins BIP einfließen,<br />

beträgt zum Beispiel ein Viertel <strong>des</strong> gesamten Endenergieverbrauchs.<br />

Deutschland hat in den letzten Jahren eine relative Entkopplung der Schadstoffemissionen vom BIP-Wachstum<br />

erreicht und damit positive wirtschaftliche Erfahrungen gemacht. Auch der Rohstoffverbrauch war rückläufig.<br />

Allerdings verdecken Erfolge bei der relativen Entkopplung, dass zwar die inländische Rohstoffentnahme<br />

zurückgegangen ist, aber ressourcenintensive Produktionsprozesse immer mehr ins Ausland verlagert werden.<br />

So warnt das Statistische Bun<strong>des</strong>amt vor einer einseitigen Erfolgsbilanz aufgrund von gestiegenen Energie- und<br />

Ressourcenproduktivitäten: „Beispielsweise wurde die festgestellte Erhöhung der Energieproduktivität zu einem<br />

erheblichen Teil nicht auf einen sparsameren Umgang mit der Energie in den einzelnen Branchen erreicht,<br />

sondern ist auf den wirtschaftlichen Strukturwandel zurückzuführen. Ebenso ist zum Beispiel der festgestellte<br />

Anstieg der Rohstoffproduktivität in der Vergangenheit nicht auf einen im Durchschnitt sparsameren Einsatz der<br />

Rohstoffe zurückzuführen, sondern auf einen Strukturwandel hin zu weniger rohstoffintensiven Branchen und<br />

darauf, dass der Materialeinsatz zunehmend durch Importe gedeckt wurde. Was die positive Entwicklung bei den<br />

253 Vgl. Bericht der Projektgruppe 2.<br />

254 Vgl. Bericht der Projektgruppe 3.<br />

141

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!