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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

die Kosten real anfallen. Bis dahin sind sie gewissermaßen nur der ökonomische „Schatten“ einer<br />

Produktionsweise, die externe Umweltschäden hervorruft beziehungsweise auf Kosten der Umwelt produziert.<br />

Treten die Kosten aus diesem Schatten, so manifestieren sie sich als Entschädigungskosten, als Ausweichkosten,<br />

als Versicherungskosten oder Risikoaufschläge, als Sanierungskosten, als kompensatorische Maßnahmen (wie<br />

der Ferntransport von Trinkwasser) oder als Sozialkosten im Falle der Produktionsaufgabe. Im Extremfall – wie<br />

für bestimmte Inselstaaten im Pazifik – fallen Kosten einer Umsiedlung an.<br />

Die Weltbank hat die Kosten der „Schädigung und Erschöpfung der Umwelt- und Naturressourcen“ für einige<br />

Länder berechnet. Sie betragen für China und Indien annähernd neun Prozent <strong>des</strong> Bruttonationaleinkommens<br />

(2008). Aber auch für die USA wird ein Wert von über zwei Prozent angegeben. Deutschland und Japan liegen<br />

unter einem Prozent. 334 In diesen Berechnungen fehlen immer noch wichtige Bereiche, so etwa der angeführte<br />

weite Schadensbereich der Wasserversorgung beziehungsweise der Übernutzung von Grundwasserressourcen,<br />

ebenso der Bereich der Biodiversität.<br />

3.3.2. Die Situation in Deutschland<br />

An den dargestellten wirtschaftlichen Schadenseffekten als Folge umweltschädlicher Produktionsweisen ist<br />

Deutschland stärker als Verursacher denn als Betroffener beteiligt. Das gilt zu allererst für den Klimawandel,<br />

von dem immer mehr Länder betroffen sind. Indirekt ist Deutschland aber auch in diesem Fall betroffen, weil<br />

wirtschaftliche Probleme anderer Länder deren Exportnachfrage beeinträchtigen können oder weil Engpässe in<br />

der Lebensmittelversorgung zu Preissteigerungen führen können, die auch hierzulande wirksam werden.<br />

Preiseffekte dieser Art hat häufig auch der exzessive Rohstoffverbrauch anderswo.<br />

Deutschland hat wichtige wirtschaftlich nachteilige Umweltschäden durch aktive Umweltschutzmaßnahmen<br />

vermieden. Das gilt für Kosten von Korrosions-, Gesundheits- oder Waldschäden durch Luftbelastung. Ebenso<br />

wurden durch Maßnahmen <strong>des</strong> Gewässerschutzes hohe Kosten der Wasseraufbereitung in der Chemischen<br />

Industrie vermieden. Ähnlich ergaben industrielle Anlagenrisiken einen Kostenfaktor an Industriestandorten, der<br />

erst durch Maßnahmen zur Gewährleistung von Anlagensicherheit minimiert wurde. Schadenskosten in diesem<br />

Bereich standen am Beginn der Umweltpolitik. Die OECD bezifferte diese Kosten in den 1970er Jahren auf drei<br />

bis fünf Prozent <strong>des</strong> Bruttosozialprodukts. 335 Der wirtschaftliche Wert der anhaltenden Vermeidung dieser<br />

Schadenskosten, würde er aktuell berechnet, könnte viel zur Legitimation der heutigen Umweltpolitik<br />

Deutschlands beitragen. Anders als in den USA wird aber der wirtschaftliche Nutzen <strong>des</strong> Umweltschutzes in<br />

Deutschland nicht systematisch erfasst.<br />

Vor allem beim Klimawandel, dem Verlust von Ökosystemfunktionen oder der Bodenbelastung ist Deutschland<br />

weiterhin ein wichtiger Verursacher von Beeinträchtigungen der natürlichen Lebens- und<br />

Produktionsgrundlagen. Der Artenverlust in Deutschland ist erheblich. Er nimmt weiterhin zu und ist vom<br />

Zielwert der Nachhaltigkeitsstrategie weit entfernt. 336 Die Versiegelung von Naturflächen ist nur geringfügig<br />

verlangsamt worden. Die erfassten 314.347 Altlastenverdachtsflächen werden aus Kostengründen nur teilweise<br />

saniert. 337 Die Luftbelastung durch Ammoniak ist seit den frühen 1990er Jahren kaum zurückgegangen und vom<br />

Zielwert weit entfernt. Der Pestizideinsatz ist – bei rückläufiger Agrarfläche – seit 2000 gestiegen. 338 Der<br />

Stickstoffüberschuss in der Landwirtschaft ist zwar rückläufig, aber vom Zielwert deutlich entfernt. Der<br />

Klimawandel bringt zunehmende Produktionsrisiken für die Landwirtschaft mit sich.<br />

Zu den indirekten Umweltwirkungen Deutschlands gehört die Auslagerung umweltbelastender Vorstufen der<br />

Produktion. Deren Ursache ist nach Auffassung der Weltbank weniger das Motiv der Vermeidung von<br />

Umweltschutzmaßnahmen als das internationale Lohngefälle. 339 Aber im Effekt hat der deutsche Import einen<br />

erheblichen „ökologischen Rucksack“. Der deutsche Fleischkonsum trägt beispielsweise in der Bilanz zur<br />

Beanspruchung <strong>des</strong> Naturhaushaltes anderer Länder bei. Dies gilt auch für die EU. Nach einer neueren Studie<br />

der Weltbank wird das „europäische Modell ökologisch nachhaltiger Entwicklung“ mit vergleichsweise<br />

334<br />

Vgl. The World Bank (2011). Golden Growth. The World Bank; Development Research Center of the State<br />

Council, the People’s Republic of China (2011). China 2030.<br />

335<br />

Vgl. Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) (1979). The OECD Observer 98:<br />

33.<br />

336<br />

Vgl. Die Bun<strong>des</strong>regierung (2012). Nationale Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

337<br />

Vgl. Umweltbun<strong>des</strong>amt (UBA) (2011). Daten für die Umwelt.<br />

338<br />

Vgl. Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2011). Statistisches Jahrbuch 2011.<br />

339<br />

Vgl. The World Bank (2011). Golden Growth: 387.<br />

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