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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Wandlungsfähigkeit lässt die Soziale Marktwirtschaft auch in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen<br />

weiterhin als bestens geeignetes Wirtschaftsmodell erscheinen.<br />

Kapitel 3.2 stellt die Wechselwirkungen zwischen Wachstum und den öffentlichen Haushalten dar. Dieses<br />

Verhältnis ist in erster Linie geprägt durch die Staatsverschuldung, die seit Beginn der 1970er Jahre in<br />

Deutschland kontinuierlich zugenommen hat. So verwundert es nicht, dass das Kapitel auch in erster Linie auf<br />

die Risiken einer dauerhaft hohen Staatsverschuldung eingeht. Neben dem gemeinhin bekannten Umstand, dass<br />

heutige Schulden den finanziellen Handlungsspielraum in Zukunft beschränken und damit eine Umverteilung<br />

innerhalb nachfolgender Generationen darstellen, wird auch auf den „Crowding-out“-Effekt der<br />

Staatsverschuldung eingegangen: Durch steigende Staatsverschuldung steigen auch das Risiko <strong>des</strong><br />

Zahlungsausfalls und damit der Zins, den Staaten bei der Begebung von Staatsanleihen gewähren müssen.<br />

Gleichzeitig benötigen auch private Unternehmen Fremdkapital, um Investitionen zu finanzieren. Jedoch können<br />

Unternehmen ab einem gewissen öffentlichen Verschuldungsstand nicht mehr mit der Verzinsung der<br />

Staatsanleihen mithalten, weshalb private Kapitalgeber dann eher geneigt sind, ihr Geld in Staatsanleihen als in<br />

Unternehmen zu investieren. Der Staat verdrängt so die private Kapitalnachfrage.<br />

Neben diesen eher negativen Aspekten wird in Kapitel 3.2 jedoch auch ausgeführt, dass den staatlichen Schulden<br />

im Sinne einer gesamtwirtschaftlichen Saldenbilanz Vermögenspositionen gegenüberstehen. Entgegen der<br />

landläufigen Meinung werden diese Vermögenspositionen aber nicht etwa mehrheitlich von Banken, sondern in<br />

erster Linie von Privatpersonen und Unternehmen der Realwirtschaft gehalten.<br />

Kapitel 3.3 stellt den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wachstum und einem funktionierenden<br />

Finanzmarkt heraus. Dabei wird deutlich, dass dem Finanzmarkt zwei unentbehrliche Funktionen im<br />

gesamtwirtschaftlichen Gefüge zukommen: die Kapitalakkumulation und die Kapitalallokation. Erstere stellt im<br />

Wesentlichen auf den Umstand ab, dass einzelne Investoren meist nur kleine Ersparnisse anbieten können,<br />

während Unternehmen für die Finanzierung von Investitionen meist umfangreiche Kredite benötigen. Der<br />

Finanzmarkt transformiert die kleinen Ersparnisse in großvolumige Kredite und ermöglicht so die Erhaltung und<br />

Erweiterung <strong>des</strong> gesamtwirtschaftlichen Kapitalstocks durch die Finanzierung von Investitionen. Die Funktion<br />

der Kapitalallokation beinhaltet die Zuführung <strong>des</strong> knappen Kapitals in die besten Verwendungszwecke – dies<br />

geschieht insbesondere durch den Abbau von Informationsasymmetrien und die Senkung von<br />

Transaktionskosten. Insgesamt kommt dem Finanzmarkt also eine finanzielle Mediatorfunktion zwischen<br />

Privatpersonen und Unternehmen beziehungsweise dem Staat zu.<br />

Kapitel 3.3 geht jedoch auch auf die jüngste Entwicklung ein, in der die „dienende“ Funktion <strong>des</strong> Finanzmarkts<br />

immer stärker in den Hintergrund rückte. Statt<strong>des</strong>sen entwickelte der Finanzmarkt – begünstigt durch<br />

fortschreitende Deregulierung in fast allen OECD-Staaten – ein Eigenleben: Mit eigenen Produkten, eigenen<br />

Regeln und einer eigener Dynamik, die sich immer stärker von der Entwicklung in der Realwirtschaft entfernte<br />

und schließlich in der Finanz- und nachfolgenden Wirtschaftskrise der Jahre 2008/09 mündete. Um die<br />

Entwicklung auf dem Finanzmarkt wieder stärker an diejenige in der Realwirtschaft zu koppeln, werden – ohne<br />

der Projektgruppe 4 der Enquete-Kommission zu sehr vorgreifen zu wollen – einige mögliche<br />

ordnungspolitische Maßnahmen skizziert, die teilweise bereits in der Umsetzung begriffen sind. Hierzu zählen<br />

vor allem die Reduzierung der Haftungsbeschränkung in Form einer höheren Eigenkapitalunterlegung von<br />

Finanzmarktgeschäften, die Trennung von Beratung und Bewertung innerhalb der Ratingagenturen und eine<br />

Bankenaufsicht auf europäischer oder globaler Ebene, die die verschärften regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

auch effektiv durchsetzen kann.<br />

Kapitel 3.4 beleuchtet den Einfluss unternehmerischen Handelns auf das wirtschaftliche Wachstum einer<br />

Volkswirtschaft. Unternehmen sind die entscheidenden Innovatoren innerhalb einer Volkswirtschaft, sie<br />

entdecken und koordinieren Marktchancen, tragen aber auch das Risiko <strong>des</strong> Scheiterns. Zudem transformieren<br />

sie das Wissen aus staatlicher beziehungsweise öffentlicher Grundlagenforschung in marktgängiges Wissen und<br />

sorgen so für jenen technischen Fortschritt, der letztlich in wirtschaftlichem Wachstum mündet. Durch<br />

Investitionen tragen sie zudem einen erheblichen Teil zum Kapitalstock und damit zum materiellen<br />

Wohlstandsniveau einer Volkswirtschaft bei.<br />

Das wirtschaftswissenschaftliche Bild <strong>des</strong> Verhältnisses von Unternehmen zur Gesellschaft hat sich in den<br />

vergangenen rund 40 Jahren stark verändert. War man in den 1970er Jahren noch der Ansicht, Unternehmen<br />

sollten sich ausschließlich auf die Gewinnerzielung und Reinvestition dieser Gewinne in Produktionsmittel<br />

konzentrieren, ist man nun der Überzeugung, dass Unternehmen gesellschaftliche Akzeptanz benötigen, um<br />

langfristig Gewinne erwirtschaften zu können. Daher sollten Investitionen nicht nur in die Produktion, sondern<br />

auch in die „gesellschaftliche Zusammenarbeit“ fließen. Hierzu zählt vor allem die Personal- und<br />

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