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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

5 Schlussbemerkungen<br />

Der vorliegende Bericht der Projektgruppe 1 der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“<br />

hat eingehend den Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft beleuchtet und dabei zahlreiche<br />

Wechselwirkungen aufgezeigt.<br />

In Kapitel 2 wurden zunächst einige wichtige wirtschaftswissenschaftliche Grundbegriffe und<br />

-zusammenhänge aufbereitet, was auch Leserinnen und Lesern ohne wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund<br />

das Verständnis der weiteren Kapitel ermöglicht. Bereits auf den ersten Seiten <strong>des</strong> Berichts wird deutlich, dass es<br />

sich bei dem in modernen Industrienationen zu beobachtenden Wachstum in aller Regel um qualitatives<br />

Wachstum handelt: Durch technischen Fortschritt steigt die Qualität von Produkten und Dienstleistungen, sie<br />

differenzieren sich aus und werden immer besser auf die Anforderungen der Kundinnen und Kunden<br />

zugeschnitten. Dies steigert die Zahlungsbereitschaft, was in der Folge zu wirtschaftlichem Wachstum führt.<br />

Wirtschaftliches Wachstum auf Basis reiner Mengensteigerungen – sogenanntes quantitatives Wachstum – findet<br />

sich dagegen nur noch in Entwicklungs- und Schwellenländern, da hier zunächst die elementaren Bedürfnisse<br />

breiter Bevölkerungsschichten an Nahrung, Kleidung und Unterkunft befriedigt werden müssen.<br />

Obwohl das Wachstum in Industrieländern wie Deutschland mittlerweile häufig qualitativer Natur ist, wirft es<br />

weiterhin einige Probleme auf. Diese stehen in engem Zusammenhang mit der Messung von<br />

Wirtschaftswachstum durch das Bruttoinlandsprodukt. Zwar bildet das BIP den Wohlstand eines Lan<strong>des</strong> in<br />

gewissem Umfang ab und korreliert darüber hinaus mit anderen Wohlstandsindikatoren, weshalb ihm oftmals –<br />

zu Unrecht – eine Proxyfunktion für die Wohlstandsmessung zugesprochen wurde. Aber es hat Schwächen, die<br />

in Kapitel 2 explizit benannt werden.<br />

Exemplarisch für diese Schwächen ist zum einen die Tatsache, dass sich der durch technischen Fortschritt<br />

beförderte Wohlstand nicht zwangsläufig in Produkten und Dienstleistungen ausdrücken muss – vielmehr<br />

können Menschen den technischen Fortschritt auch zu erhöhtem Freizeitkonsum oder unentgeltlichen<br />

Tätigkeiten wie Kindererziehung oder bürgerschaftlichem Engagement nutzen, was sich dann aber nicht mehr im<br />

BIP und damit auch nicht in wirtschaftlichem Wachstum ausdrückt. Zum anderen spiegeln die Preise für<br />

Produkte und Dienstleistungen nicht immer die gesamten Kosten ihrer Herstellung wider. Solche Kosten sind<br />

beispielsweise durch die Produktion entstandene Umweltschäden oder die Belastung der Atmosphäre mit<br />

Emissionen.<br />

Daneben wird in Kapitel 2 herausgestellt, dass klar zwischen wissensbasiertem Wachstum und kurzfristigem<br />

Wachstum aufgrund von Kapitalmarktbewertungen unterschieden werden muss. Letzteres Wachstum entsteht<br />

oftmals als Folge von Überbewertungen und mündet nicht selten in sogenannten Kapitalmarktblasen. Erweist<br />

sich die positive wirtschaftliche Entwicklung <strong>des</strong> zugrunde liegenden Wirtschaftszweiges als nicht nachhaltig<br />

und somit als überbewertet, platzt die Blase. Dies führt nicht nur zu einem Vermögensverlust der Anlegerinnen<br />

und Anleger, sondern auch zu einem Vertrauens- und Fremdkapitalverlust der betroffenen Unternehmen. Im<br />

schlimmsten Fall – wie im Zuge der Finanzkrise 2008/09 – schlägt dies auch auf andere Wirtschaftszweige<br />

durch. In diesem Kontext wird in Kapitel 2 wie auch an anderen Stellen im Bericht auf die eminente Bedeutung<br />

einer nachhaltig angelegten Unternehmenspolitik hingewiesen, wobei im demokratischen Konsens erzielten,<br />

idealerweise supranational abgestimmten regulatorischen Komponenten im Sinne von Leitplanken zunehmend<br />

Bedeutung zukommt.<br />

Kapitel 3 befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Wachstum und wichtigen gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklungen. Zunächst wird in Kapitel 3.1 ein eingehender Überblick der wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsphasen in Deutschland von 1949 bis heute gegeben. Bemerkenswert hierbei ist die Tatsache, dass<br />

es in Deutschland nach der Wiedervereinigung – bedingt durch den enormen Aufholbedarf der neuen<br />

Bun<strong>des</strong>länder – zu einer vorübergehenden Rückkehr zum quantitativen Wachstum der Nachkriegszeit kam. Es<br />

zeigt sich zudem, dass sich die strukturelle Arbeitslosigkeit in Deutschland in drei Stufen von der ersten Ölkrise<br />

1973 bis Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich erhöht hat und es erst mit der „Agenda 2010“ zu einer vorläufigen<br />

Trendwende kam.<br />

Die spezifisch deutsche Abwandlung <strong>des</strong> Kapitalismus in Form der sozialen Marktwirtschaft spielte für die<br />

Bewältigung der teilweise enormen wirtschaftlichen Anpassungen seit 1949 eine entscheidende Rolle. Der<br />

Schlüssel hierzu liegt in der Tatsache, dass die Soziale Marktwirtschaft nie rein technokratisch auf reine<br />

Marktmechanismen abzielte, sondern immer die kulturellen und sozialen Grundlagen im Blick hatte, auf denen<br />

sich Wirtschaften letztlich vollzieht. Dieser ganzheitliche Ansatz mit der damit untrennbar verbundenen

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