Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil C: Projektgruppe 2<br />
Gesundheit ist jedoch ein äußerst komplexes, schwer zu messen<strong>des</strong> Konstrukt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO definiert Gesundheit wie folgt: „Health is a state of complete physical, mental and social well-being and<br />
not merely the absence of disease or infirmity.“ 640 In deutscher Sprache: „Die Gesundheit ist ein Zustand <strong>des</strong><br />
vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder<br />
Gebrechen.“ 641<br />
Diese inhaltlich überzeugende Konzeption von Gesundheit entzieht sich jedoch weitgehend einer zuverlässigen<br />
Messung. In Anerkennung <strong>des</strong> idealtypischen Charakters der WHO-Definition einigt sich die Enquete-<br />
Kommission darauf, im Hinblick auf die Messbarkeit ein pragmatischeres Konzept von Gesundheit zu verfolgen,<br />
solange es trotzdem die Bedeutung und den Wesenskern der Gesundheit angemessen zum Ausdruck bringt.<br />
3.3.3.2 Leitindikator: Lebenserwartung<br />
An geeigneten international vergleichbaren Indikatoren stehen zur Auswahl die durchschnittliche<br />
Lebenserwartung und die verlorenen potenziellen Lebensjahre.<br />
Die durchschnittliche Lebenserwartung wird anhand von Sterbetafeln berechnet. „Die Sterbetafel stellt ein<br />
mathematisches Modell der Sterblichkeitsverhältnisse einer Bevölkerung während eines bestimmten<br />
Beobachtungszeitraums dar. Sie dient insbesondere zur Berechnung altersspezifischer Sterbe- und<br />
Überlebenswahrscheinlichkeiten sowie der durchschnittlichen Lebenserwartung. Die nachgewiesene<br />
Lebenserwartung würde sich ergeben, wenn sich die Sterblichkeit in Zukunft nicht verändern würde. Die in der<br />
Tabelle nachgewiesenen Altersangaben beziehen sich auf Personen, die das angegebene Lebensjahr gerade<br />
vollendet haben.“ 642<br />
Die verlorenen potenziellen Lebensjahre (potential years of life lost, PYLL) stellen eine Maßzahl <strong>des</strong> vorzeitigen<br />
To<strong>des</strong> dar. Die Idee ist, die gegenüber einem bestimmten Referenzlebensalter geringeren Lebensjahre über alle<br />
Individuen einer Gesellschaft zu summieren. Entscheidend ist hierbei die festgesetzte Altersgrenze. Die OECD<br />
verwendet hierfür das Alter von siebzig Jahren. Das bedeutet, dass beispielsweise der Tod eines fünfjährigen<br />
Kin<strong>des</strong> als 65 verlorene potenzielle Lebensjahre gewertet wird, der Tod eines 65-Jährigen Erwachsenen als fünf<br />
verlorene potenzielle Lebensjahre und der Tod eines oder einer 72-Jährigen als null verlorene potenzielle<br />
Lebensjahre. Jedoch weisen die PYLL zwei für die Zwecke der Enquete gravierende Nachteile auf:<br />
1. Ihr kompliziertes Konzept und ihr schwer verständlicher Name machen sie als möglichen Leitindikator<br />
schwer vermittelbar.<br />
2. Aufgrund der von der OECD gewählten vergleichsweise geringen Altersgrenze von 70 Jahren stellt die<br />
PYLL vor allem eine Methode zur Bewertung vermeidbarer To<strong>des</strong>fälle in jüngeren Jahren dar. 643<br />
Deshalb ist bei relativ weit entwickelten Gesellschaften aufgrund dieses Indikators nur eine eher<br />
geringe Varianz der Ergebnisse zu erwarten; denn wenn eine Gesellschaft es schafft, nicht nur die ganz<br />
überwiegende Zahl der Bürger 70, sondern beispielsweise 80 Jahre alt werden zu lassen, so bleibt ein<br />
solcher enormer gesundheitlicher Fortschritt in der Statistik der PYLL unsichtbar.<br />
Aus diesen Gründen entscheidet sich die Enquete-Kommission, als Leitindikator für den Bereich Gesundheit die<br />
durchschnittliche Lebenserwartung zu verwenden, da es sich hier um ein vergleichsweise bekanntes, intuitiv<br />
zugängliches Konzept handelt. Abbildung 66 veranschaulicht beispielhaft die Entwicklung der Lebenserwartung<br />
zum Zeitpunkt der Geburt in Deutschland von 1991 bis 2010. Abbildung 67 zeigt auf, mit welcher<br />
Lebenserwartung im Durchschnitt ein 2010 in einem OECD-Land geborener Mensch rechnen kann.<br />
640 WHO (1946). Preamble to the Constitution of the World Health Organization as adopted by the International<br />
Health Conference, New York, 19-22 June, 1946; signed on 22 July 1946 by the representatives of 61 States<br />
(Official Records of the World Health Organization, no. 2, p. 100) and entered into force on 7 April 1948.<br />
641 Schweizerische Eidgenossenschaft (2009). Übersetzung: Verfassung der Weltgesundheitsorganisation.<br />
642 Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2011). Statistisches Jahrbuch 2011: 33.<br />
643 Vgl. SVR/CAE (2010): 79, Fn. 4.<br />
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