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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil A: Einleitung und Überblick<br />

anderen Ländern wird sich qualitativ ändern: Volkswirtschaften mit hohen Wachstumsraten wie China oder Indien<br />

sieht der Betrachter mit anderen Augen, wenn in einem Atemzug auch über Umweltqualität, soziale Inklusion oder<br />

Freiheitsrechte berichtet wird. Das neue Wohlstandsmaß wird neue Fragen aufwerfen. Beispielsweise wird es die<br />

deutlich niedrigere Lebenserwartung von US-Amerikanern im Unterschied zum Rest der industrialisierten Welt<br />

deutlich machen, wenn der US-Wohlstand etwa mit dem deutschen Wohlstand verglichen wird. Zusammenfassend<br />

lautet die zentrale Aussage der Kommission: Ein Mehr an Gütern, ein Mehr an materiellem Wohlstand ist nicht<br />

(mehr) das Maß aller Dinge.<br />

Alle Fraktionen stimmten darin überein, dass es neben den wirtschaftlichen auch sozialer und ökologischer<br />

Indikatoren bedarf. In der konkreten Umsetzung gab es jedoch Unterschiede.<br />

Die Fraktion DIE LINKE. plädiert in ihrem Sondervotum für ein "Trio der Lebensqualität". In diesem Trio stehen die<br />

durchschnittlichen Bruttolöhne für den materiellen Wohlstand, die Klassenspaltung bei den Vermögensbeständen für<br />

die soziale beziehungsweise gesellschaftliche Teilhabe und der ökologische Fußabdruck für die Nutzung und für die<br />

Gefährdung der Biosphäre. Ferner spricht sich die Fraktion DIE LINKE. dafür aus, einen ,Rat für sozialen und<br />

ökologischen Wohlstand' einzurichten, der jährlich über die Lebensqualität in Deutschland und weltweit berichten<br />

soll.<br />

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schlägt in ihrem Sondervotum für einen Indikatorsatz zur politischen<br />

Kommunikation einen Wohlstandskompass vor, der vier Dimensionen (ökologische, sozio-ökonomische,<br />

gesellschaftliche und ökonomische Dimension) abdeckt. Die vier Dimensionen sind jeweils mit einem Indikator<br />

unterlegt: Ökologischer Fußabdruck im Verhältnis zur Biokapazität (Ökologie), 80/20 Einkommensverteilung<br />

(sozio-ökonomische Dimension), Lebenszufriedenheit (gesellschaftliche Dimension) und BIP pro Kopf<br />

(ökonomische Dimension). Zur politischen Steuerung schlägt die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die<br />

Stärkung der Indikatoren der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie vor.<br />

Der Sachverständige Prof. Meinhard Miegel erläutert in einem Sondervotum, warum er den entwickelten<br />

Indikatorensatz für schlecht kommunizierbar und wenig alltagstauglich hält.<br />

„Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der<br />

Entkoppelung“<br />

Die Projektgruppe 3 arbeitete in ihren ersten Kapiteln die Problemstellung der Entkopplung von Wirtschaften und<br />

Ressourcenverbrauch heraus. Dafür wurde der Stand der Wissenschaft zum Zustand der Umwelt und der<br />

Verfügbarkeit erneuerbarer wie nicht-erneuerbarer Ressourcen ebenso aufgenommen wie relevante globale<br />

Megatrends. Entscheiden<strong>des</strong> Ergebnis dieser ersten Problembeschreibung war die Erkenntnis, dass die ökologischen<br />

Grenzen der Umweltbelastung der Erde die Grenzen unseres Handelns bestimmen. In manchen Bereichen wie dem<br />

Ausstoß von Klimagasen, dem Verlust von Biodiversität oder der Überlastung <strong>des</strong> natürlichen Stickstoffkreislaufs<br />

sind diese Grenzen schon heute überschritten. Ziel muss also vielfach nicht nur eine Entkopplung von<br />

Wirtschaftswachstum und Umweltverbrauch, sondern eine absolute Reduktion <strong>des</strong> Umweltverbrauchs sein.<br />

Aufbauend auf dieser Zielsetzung untersuchte die Projektgruppe 3 zentrale Herausforderungen für Entkopplung.<br />

Besonders problematisiert wurde hier der sogenannte Rebound-Effekt. Er führt oftmals dazu, das Effizienzgewinne<br />

nicht zur erwarteten Verringerung <strong>des</strong> Verbrauchs führen, sondern von erhöhtem Konsum aufgezehrt werden. Eng<br />

verbunden damit können Problemverschiebungen auftreten, wenn Verbesserungen bei einer ökologischen<br />

Problematik dazu führen, dass in anderen Bereichen oder - geographisch verschoben - in anderen Ländern neue<br />

Probleme entstehen oder Probleme verschärft werden. Auch strukturelle, psychologische und kulturelle<br />

Herausforderungen für Entkopplungsprozesse treten in unterschiedlichen Formen auf. Bei der Betrachtung von<br />

Handlungsoptionen konnten zwar viele ungenutzte Potentiale für eine Mischung aus technischen, institutionellen und<br />

sozialen Innovationen bei der Reduktion <strong>des</strong> Umweltverbrauchs gefunden werden, es zeigte sich aber auch, dass<br />

viele wichtige Akteure in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. So sind mehrere der analysierten<br />

Umweltgrenzen globaler Natur, wodurch die Handlungsspielräume von Nationalstaaten begrenzt sind<br />

("Allmendeproblematik").<br />

Die Dimension der ökologischen Herausforderung wurde von der Projektgruppe auch mit dem Begriff <strong>des</strong><br />

Anthropozän, <strong>des</strong> Erdzeitalters <strong>des</strong> Menschen, erfasst. Angesichts der Tiefe und <strong>des</strong> globalen Ausmaßes von<br />

Eingriffen in der Natur werden tiefgreifende Veränderungen notwendig. Diese können einerseits als erneute<br />

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