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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Allerdings gibt es auch problematische Aspekte der Länderkonkurrenz um Investoren, denn sie kann einen<br />

internationalen Laschheitswettbewerb der ordnungspolitisch gebotenen Rahmensetzung fördern. Dies war im<br />

Bereich der Finanzmarktregulierung zu beobachten, die bis zur Finanzkrise in den meisten Ländern schrittweise<br />

abgesenkt wurde. Zudem haben sich weltweit im Laufe der Zeit viele Steuer- und Regulierungsoasen gebildet.<br />

Gegen Länder, die Steuerhinterziehung fördern oder tolerieren, wird erst seit einigen Jahren – etwa im Rahmen<br />

der OECD, aber auch bilateral etwa mit der Schweiz und Liechtenstein – verstärkt vorgegangen. Darüber hinaus<br />

ist es höchst problematisch, wenn Staaten mit laxer Finanzmarktregulierung Investoren anlocken und es so<br />

anderen Nationen schwer machen, die nötige Vorsorge gegen Finanzmarktkrisen global durchzusetzen. 208<br />

Ähnlich gelagert könnten die Auswirkungen auf nationale Umweltstandards sein. Zwar bergen hohe Standards<br />

den Zwang zur Anpassung auf Unternehmensebene, was auf lange Sicht ein Wettbewerbsvorteil sein kann, weil<br />

effizienteres Produzieren „eingeübt“ werden kann. Es ist aber auch denkbar, dass die Produktionsstätten mit dem<br />

größten Umweltverzehr in Regulierungsoasen verlegt werden, sodass gerade im Bereich globaler<br />

Umweltprobleme mit grenzüberschreitenden externen Effekten wie dem Klimawandel kontraproduktiv sein<br />

kann. Die Anforderungen nachhaltigen Wirtschaftens kann die Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen auf<br />

den Weltmärkten daher sowohl positiv als auch negativ beeinflussen.<br />

4.3.5 Global Governance: Notwendigkeit internationaler Regelwerke<br />

Diese Überlegungen zeigen deutlich, wie wichtig in Zukunft eine bessere Global Governance ist und wie<br />

schwierig dieses Ziel zu erreichen ist. Denn globale Regeln haben in vielen Fällen den Charakter von<br />

öffentlichen Gütern – und unterliegen damit den üblichen Problemen. 209 Vor allem die Möglichkeiten zum<br />

Trittbrettfahren und zur Nicht-Kooperation sind besonders schädlich. So haben Steueroasen kaum Anreize, bei<br />

der Sicherung der globalen Finanzmarktstabilität mitzuwirken, weil ihnen das hohe Kosten verursachen würde.<br />

Doch ihr Agieren gefährdet – in Form eines externen Effektes – andere Staaten. Diese Konstellation würde<br />

eigentlich das Eingreifen einer starken globalen Regierung erfordern. Doch da es diese nicht gibt, ist die Welt<br />

weiterhin auf das Funktionieren von Kooperationsgremien wie G20 oder G8 angewiesen.<br />

In diesem Zusammenhang ist es besonders betrüblich, dass der Geist <strong>des</strong> Multilateralismus mit dem<br />

geopolitischen Aufstieg der Schwellenländer an Kraft zu verlieren scheint. Die stockenden Verhandlungen bei<br />

der Doha-Welthandelsrunde und in der globalen Klimapolitik sind traurige Zeugen dafür. Die internationalen<br />

Finanzmarktreformen haben zwar manches erreicht, werden aber unter anderem vom Internationalen<br />

Währungsunion (IWF) als zu wenig weitreichend kritisiert, nicht zuletzt weil nationale Egoismen noch eine zu<br />

große Rolle spielen. Ebenso ist die globale Rohstoffpolitik mehr von Konflikten als von Kooperation geprägt.<br />

208<br />

Finanzmarktakteure sind – anders als Unternehmen – weniger auf staatliche Leistungen wie Infrastruktur,<br />

Bildung und sozialen Frieden angewiesen sind, weil ihnen oft eine „Briefkastenfirma“ reicht. Damit gilt auch die<br />

bei produzierenden Unternehmen greifende Ratio nicht, dass sie Kosten und Nutzen staatlicher Leistungen<br />

abwägen. Vielmehr schauen sie nur auf die Kosten, die ihnen durch Regulierungen entstehen, was tatsächlich die<br />

Tür für einen ruinösen Wettbewerb um laxe Finanzmarktregulierung öffnet.<br />

209<br />

Vgl. Matthes, Jürgen (2009). Die Rolle <strong>des</strong> Staates in einer neuen Weltwirtschaftsordnung.<br />

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