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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Die Bruttostundenlöhne sind seit 1991 etwas schneller als die Arbeitnehmerentgelte gestiegen, und zwar um real<br />

knapp 21,6 Prozent. Die Diskrepanz zwischen den beiden Größen lässt sich dadurch erklären, dass die Summe<br />

der gearbeiteten Stunden in diesem Zeitraum zurückgegangen ist, sodass die Einkommen hinter den<br />

Stundenlöhnen zurückblieben. Dennoch bleibt festzuhalten, dass durchschnittliche Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer 2011 pro Arbeitsstunde gut ein Fünftel mehr für sich erwirtschaftet haben als 1991.<br />

Die Durchschnittsbetrachtung darf jedoch nicht den Blick auf die Lohnspreizung zwischen verschiedenen<br />

Beschäftigungsformen und Qualifikationsstufen verstellen. Aus sozialpolitischer Sicht bedeutsam ist hierbei der<br />

Niedriglohnbereich. Er umfasst nach üblicher Definition all diejenigen sozialversicherungspflichtig<br />

Vollzeitbeschäftigten, deren Bruttoarbeitslohn weniger als zwei Drittel <strong>des</strong> Medianentgelts aller<br />

sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten beträgt. Für das Jahr 2010 wird die Niedriglohnschwelle mit<br />

einem Bruttogehalt von 1.890 Euro in Westdeutschland und 1.378 Euro in Ostdeutschland beziffert. 147 In den<br />

vergangenen Jahren hat sich der Niedriglohnsektor deutlich ausgeweitet. In Westdeutschland ist die Anzahl der<br />

Beschäftigten im Niedriglohnsektor kontinuierlich von 16,6 Prozent der Beschäftigten im Jahr 1999 auf<br />

20,8 Prozent im Jahr 2010 gestiegen. In Ostdeutschland hat sie dagegen zwischen 1999 und 2005 ein Maximum<br />

von 21,5 Prozent erreicht, um seitdem leicht zu sinken, und zwar auf 21,1 Prozent. Demnach hatte etwa jede<br />

fünfte Person, die in Westdeutschland oder Ostdeutschland sozialversicherungspflichtig in Vollzeit tätig war, ein<br />

Einkommen hatte, das unterhalb der gebietsbezogenen Niedriglohnschwelle lag. Parallel zur Ausweitung <strong>des</strong><br />

Niedriglohnbereichs ist die Zahl der sogenannten „Aufstockerinnen und Aufstocker“, das heißt der<br />

erwerbstätigen Personen, die Arbeitslosengeld-II beziehen, gestiegen. 148 Während 2007 rund 1,22 Millionen<br />

Aufstockerinnen und Aufstocker registriert wurden, waren es 2010 schon 1,38 Millionen In den ersten neun<br />

Monaten <strong>des</strong> Jahres 2011 ist allerdings eine gegenüber dem Vorjahr rückläufige Tendenz erkennbar; für das<br />

Gesamtjahr kann mit einer Verringerung um rund 25.000 gerechnet werden. Der Großteil der erwerbstätigen<br />

Personen, die Arbeitslosengeld-II beziehen, ging einer Beschäftigung nach, deren Bruttoeinkommen bei<br />

maximal 400 Euro lag. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Teilzeitbeschäftigte. Der Anteil<br />

sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigter hat seit 2007 zwar kontinuierlich abgenommen, betrug 2010<br />

aber immer noch 25 Prozent. Insgesamt lässt sich also eine Tendenz zum Aufstocken durch<br />

Teilzeitbeschäftigung erkennen. Aufschlussreich ist zudem der Vergleich mit dem alten System der sozialen<br />

Grundsicherung. Während im Dezember 2004 schätzungsweise nur 12 Prozent der Personen, die Arbeitslosenund<br />

Sozialhilfe empfingen eine Erwerbstätigkeit ausübten, waren es 2010 rund 28 Prozent der erwerbsfähigen<br />

Leistungsberechtigten. Es gehen heute also mehr Menschen, die Grundsicherung beziehen, einer<br />

Erwerbstätigkeit nach als früher.<br />

Alles in allem lässt sich festhalten, dass sich der Niedriglohnsektor infolge der Hartz-Reformen deutlich<br />

ausgeweitet hat. Ein Teil <strong>des</strong> Beschäftigungserfolgs der vergangenen Jahre ist daher auf eine größere Anzahl von<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit geringer Entlohnung zurückzuführen, die ihr Einkommen durch<br />

staatliche Transferleistungen aufstocken.<br />

3.5.6 Zur Bedeutung der Bildung<br />

Das Bildungsniveau ist von besonderer Bedeutung für die Erklärung von interpersonellen Unterschieden beim<br />

Einkommen oder beim Beschäftigungsstatus. So steigt das Entgelt eines durchschnittlichen<br />

sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten merklich mit dem Qualifikationsniveau. Im Jahr 2010 betrug<br />

das Medianeinkommen ohne Berufsabschluss 2.331 Euro, mit Berufsausbildung 2.750 Euro und mit einem<br />

Fachhochschul- oder Hochschulabschluss 4.933 Euro. 149<br />

Auch das Risiko der Arbeitslosigkeit hängt maßgeblich vom Grad der Ausbildung ab. In der Gruppe der<br />

Personen ohne Berufsabschluss lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2009 bei 21,9 Prozent und damit erheblich<br />

147<br />

Der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt bei 1.802 Euro. Quelle dieser und der im Folgenden genannten Zahlen<br />

ist die Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (2011). Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte.<br />

148<br />

Siehe im Folgenden Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (2010). Grundsicherung für Arbeitsuchende; sowie die<br />

statistische Reihe „Erwerbstätige Arbeitslosengeld-II-Bezieher – Deutschland mit Ländern und Kreisen“ der<br />

Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit. Wegen gesetzlicher Änderungen sind konsistent mit einander vergleichbare Daten erst<br />

ab 2007 verfügbar.<br />

149<br />

Quelle: Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (2011) Sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelte. Die Angabe für<br />

(Fach-) Hochschulabsolventen bezieht sich mangels gesamtdeutscher Daten auf Westdeutschland. Die Statistik<br />

erfasst das monatliche Bruttoarbeitsentgelt gemäß § 14 SGB IV.<br />

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