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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

über der durchschnittlichen Quote von 8,4 Prozent. 150 Unter Personen mit einer Ausbildung betrug die Quote<br />

6,6 Prozent und in der Gruppe der (Fach-) Hochschulabsolventen lag sie sogar nur bei 2,5 Prozent.<br />

3.5.7 Fazit<br />

Insgesamt ist die Beschäftigung in der jüngsten Vergangenheit merklich gestiegen. Vieles deutet darauf hin, dass<br />

die Arbeitsmarktreformen der Jahre 2003 bis 2005 diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Hierbei<br />

spielten die verbesserte Vermittlung und die Schaffung flexiblerer Beschäftigungsformen wohl eine nicht<br />

unerhebliche Rolle. Vor allem aber wurde der Anreiz zur Arbeitsaufnahme erhöht, indem der durch die<br />

Lohnersatzleistungen implizit definierte Anspruchslohn gesenkt und der Lohnabstand so angehoben wurde. In<br />

der Folge wurden bis dahin finanziell unattraktive Jobs für gering Qualifizierte interessant, sodass sich der<br />

Niedriglohnsektor speziell in den ersten Jahren nach den Reformen deutlich ausweitete, zumal die staatlichen<br />

Transferleistungen eine Aufstockung zum Niveau der Grundsicherung gewährleisten. Zwar ist dieser Zustand für<br />

den einzelnen Menschen sehr unbefriedigend. Aber vor dem Hintergrund der zuvor praktizierten Alternative,<br />

gering qualifizierte und damit weniger produktive Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dauerhaft in der<br />

Arbeitslosigkeit zu belassen, ist der eingeschlagene Weg grundsätzlich als positiv zu bewerten.<br />

Dennoch können die Arbeitsmarktreformen gerade im Bereich der gering Qualifizierten nicht als abgeschlossen<br />

gelten. Es gilt, für diesen Personenkreis die Anreize zur Beteiligung am Erwerbsleben weiter zu erhöhen. Dazu<br />

werden verschiedene Konzepte vorgeschlagen. 151 Sie laufen zumeist darauf hinaus, die Anspruchslöhne gering<br />

Qualifizierter zu senken. Kombilohnmodelle erhöhen die Attraktivität der Arbeitsaufnahme durch verbesserte<br />

Hinzuverdienstmöglichkeiten, eventuell ergänzt durch eine Absenkung der Grundsicherung.<br />

Lohnkostenzuschüsse für gering Qualifizierte reduzieren die Arbeitskosten der Unternehmen und vergrößern<br />

deren Jobangebot. Workfare-Konzepte verpflichten ALG-II-Empfängerinnen und -empfänger zu gemeinnütziger<br />

Vollzeitarbeit, sodass der finanzielle Vorteil einer Aufnahme von regulärer Arbeit nicht durch den Freizeitverlust<br />

aufgewogen wird. Bei allen Unterschieden nimmt je<strong>des</strong> Konzept für sich in Anspruch, signifikante<br />

Mobilisierungseffekte zu erreichen, ohne die Betroffenen weiter in die Armut abrutschen zu lassen. Es muss also<br />

darum gehen, diejenigen, die am Markt keine existenzsichernden Einkommen erzielen können, durch die<br />

Gesellschaft solidarisch zu finanzieren, ohne aber dadurch den Arbeitsanreiz vollständig zu untergraben.<br />

Bei qualifizierten Fachkräften stellt sich die Situation gänzlich anders dar. Schon heute sind hier Knappheiten<br />

am Arbeitsmarkt erkennbar, die sich in steigenden Löhnen und rückläufigen qualifikationsspezifischen<br />

Arbeitslosenquoten ausdrücken. Vor dem Hintergrund <strong>des</strong> demografischen Wandels dürfte sich diese Tendenz in<br />

den kommenden Jahren und Jahrzehnten verstärken. Da zudem der technische Fortschritt und die zunehmende<br />

Globalisierung – wie in Kapitel 3.6 „Wachstum und Verteilung“ beschrieben – die Arbeitsnachfrage zugunsten<br />

von Fachkräften verschieben, ist mit einer erhöhten Lohnspreizung zwischen niedrig und hoch qualifizierten<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu rechnen.<br />

Aus alldem lässt sich schlussfolgern, dass der Bildung und Ausbildung – unabhängig von der Höhe der<br />

langfristigen Wachstumsrate – eine fundamentale Bedeutung sowohl aus Sicht <strong>des</strong> einzelnen Menschen als auch<br />

aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive zukommt. Dies erscheint ein besonders vielversprechender Weg, um die<br />

Arbeitslosigkeit abzubauen, den Niedriglohnsektor zu verkleinern und die Nachfrage nach Fachkräften zu<br />

befriedigen.<br />

3.6 Wachstum und Verteilung<br />

3.6.1 Methodisches<br />

Wer zum Stand und zur Veränderung der Verteilung im Prozess <strong>des</strong> wirtschaftlichen Wachstums etwas sagen<br />

will, der muss auf ein Maß für diese Verteilung zurückgreifen. Aus ganz pragmatischen Gründen der<br />

Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit der Daten zwischen Ländern und Zeitpunkten stehen dabei<br />

in der Literatur zwei Dimensionen der Verteilung im Vordergrund: (1) Es wird in der Regel die persönliche<br />

150<br />

Vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) (2011). Jede fünfte geringqualifizierte Person ist<br />

arbeitslos.<br />

151<br />

Für einen Überblick über in Deutschland diskutierte Konzepte vgl. Sinn, Hans-Werner; Meister, Wolfgang;<br />

Ochel, Wolfgang; Werding, Martin (2007). Reformkonzepte zur Erhöhung der Beschäftigung im<br />

Niedriglohnbereich. Der Sachverständigenrat diskutiert darüber hinaus Erfahrungen in Frankreich,<br />

Großbritannien und den USA mit vergleichbaren Modellen. Siehe Sachverständigenrat zur Begutachtung der<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2006). Arbeitslosengeld II reformieren.<br />

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