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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Lohnersatzleistungen wie der Arbeitslosenhilfe und dem Nettoeinkommen bei Erwerbstätigkeit vergrößert,<br />

indem Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt wurden („ALG II“). Unterstützend hinzu kamen<br />

Maßnahmen wie eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für ALG-II-Empfängerinnen und<br />

-empfänger und geringfügige Beschäftigungsformen wie Mini-Jobs und Ich-AG. Ziel war es, die Aufnahme<br />

einer Beschäftigung attraktiver zu machen, sodass sich Arbeitslose verstärkt um einen Job bemühen. 133<br />

Gleichzeitig wurden mit den Reformen <strong>des</strong> Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes („Hartz I“) in den Jahren 2003<br />

und 2011 sowie der verstärkten Umsetzung von Arbeitszeitkonten in Unternehmen flexiblere<br />

Beschäftigungsformen geschaffen. Arbeitszeitkonten fanden insbesondere in der jüngsten Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise vermehrt Anwendung, indem ein Abbau von Überstunden beziehungsweise Aufbau von<br />

Minusstunden zur Beschäftigungssicherung genutzt wurde. 134<br />

3.5.3 Ergebnisse der Arbeitsmarktreformen für die Beschäftigung<br />

Die Reformen hatten weitreichende Folgen für das Niveau und die Struktur der Beschäftigung in Deutschland.<br />

Nach dem Inkrafttreten <strong>des</strong> ersten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt („Hartz I“) im Januar<br />

2003 setzte sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwar zunächst fort. Ab Januar 2006 begann die<br />

Erwerbstätigkeit jedoch schnell zu steigen; Ende 2011 lag sie mehr als 2 Millionen über dem Ausgangsniveau. 135<br />

Gleichzeitig sank die Arbeitslosigkeit deutlich (vgl. Abbildung 11). Das primäre Ziel, die Zahl der Arbeitslosen<br />

zu verringern und die Erwerbstätigkeit zu erhöhen, wurde also ganz offensichtlich erreicht. 136<br />

Dabei hat sich die Struktur der Erwerbstätigkeit erheblich verändert (vgl. Abbildung 12). So sind<br />

Beschäftigungsformen wie Minijobs, Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung („Ein-Euro-Jobs“)<br />

und geförderte Selbständigkeit in den Jahren 2003 bis 2006 massiv ausgeweitet worden, während die<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um rund 1,2 Millionen abnahm. Parallel dazu sanken die realen<br />

Stundenlöhne. Sowohl die Strukturverschiebung hin zu schlechter bezahlten Jobs als auch die<br />

Lohnzurückhaltung drückten die realen Lohnstückkosten: Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft<br />

stieg.<br />

133<br />

Der negative Effekt eines geringen Lohnabstands auf den Anreiz zur Wiederaufnahme einer Beschäftigung ist<br />

empirisch gut dokumentiert, vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

(2002). 20 Punkte für Beschäftigung und Wachstum.<br />

134<br />

Vgl. Zapf, Ines; Brehmer, Wolfram (2010). Flexibilität in der Wirtschaftskrise.<br />

135<br />

Quelle der im Folgenden genannten Arbeitsmarktzahlen ist die Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit.<br />

136<br />

Dass die Arbeitsmarktreformen tatsächlich für die Verbesserung der Arbeitsmarktsituation verantwortlich<br />

waren, legt zum Beispiel die Studie von Krause und Uhlig (2012) nahe, die einen Rückgang der Arbeitslosenrate<br />

um 2,8 Prozentpunkte errechnen, der auf die Hartz-IV-Gesetze zurückzuführen ist. Die Wirkungen von Hartz I/II<br />

und III quantifizieren sie – basierend auf einer empirischen Studie von Fahr und Sunde (2009) – mit einer<br />

zusätzlichen Abnahme der Arbeitslosenrate um 0,65 Prozentpunkte. Vgl. Krause, Michael U.; Uhlig, Harald<br />

(2012). Transitions in the German Labor Market: Structure and Crisis; Fahr, René; Sunde, Uwe (2009). Did the<br />

Hartz Reforms Speed-Up Job Creation?<br />

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