Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil C: Projektgruppe 2<br />
Zur prominenten Rolle der makroökonomischen Indikatoren im öffentlichen Diskurs dürfte neben ihrer hohen<br />
Bedeutung für Wohlstand und Lebensqualität nicht zuletzt die institutionelle Verankerung und die im Zeitablauf<br />
immer differenziertere Berichterstattung über ihre Entwicklung beigetragen haben. Vor allem der<br />
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat in seiner nahezu 50-jährigen<br />
Geschichte immer wieder neue Aspekte insbesondere aus der materiellen Dimension der menschlichen Existenz<br />
auf die öffentliche und politische Agenda gesetzt, beispielsweise die finanzielle Nachhaltigkeit der<br />
Staatsfinanzen.<br />
Ein Beispiel für einen quer über alle Themenbereiche angelegten Indikatorensatz ist die regierungsamtliche<br />
„Berichterstattung zur nachhaltigen Entwicklung“. Obwohl eine umfangreiche und politisch in allen Lagern<br />
akzeptierte Strategie dahintersteht, ist sie als Institution betrachtet überwiegend nur den Akteuren in Sachen<br />
Nachhaltigkeit bekannt. 711 Unserer Einschätzung nach wäre es somit recht naiv zu glauben, dass neuartige<br />
Indikatoren und ihre fundierte Zusammenstellung in einem Indikatorensatz aus sich selbst heraus wirkmächtig<br />
werden können.<br />
Statt<strong>des</strong>sen dürften statistische Indikatoren und ihre Zusammenstellung in einem Indikatorensatz nur dann eine<br />
große Wahrnehmung im öffentlichen Diskurs erfahren, wenn sie gleichrangig mit dem BIP kommuniziert<br />
werden. Die Frage lautet also: Wie kann ein institutioneller „Unter- und Überbau“ aussehen, der dafür sorgt, dass<br />
ein auf die ganzheitliche Erfassung von Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität ausgerichteter Indikatorensatz<br />
„in aller Munde“ ist? 712<br />
4.1.2 Möglichkeiten<br />
Um eine umfassende statistische Betrachtung zu dem Themenkomplex „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“<br />
fest in der öffentlichen und politischen Debatte zu verankern, ist es nach Überzeugung der Enquete-Kommission<br />
eine zentrale Frage, wie die Bun<strong>des</strong>regierung mit einem solchen Tableau umgeht. Nur wenn die<br />
Bun<strong>des</strong>regierung das Tableau politisch ernst nimmt, kann es wirkmächtig werden. Deswegen ist nach<br />
Überzeugung der Enquete-Kommission eine (Selbst-)Verpflichtung der Bun<strong>des</strong>regierung, dass sie zu dem durch<br />
den Indikatorensatz regelmäßig ausgewiesenen Stand von Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität in<br />
konsistenter Weise explizit Stellung bezieht, von entscheidender Bedeutung. Diese Stellungnahme müsste über<br />
die jährlichen „Jahreswirtschaftsberichte“ hinausgehen 713 und organisatorisch beim Bun<strong>des</strong>kanzleramt verankert<br />
sein. 714<br />
Zum Zweck der wissenschaftsbasierten Vorbereitung dieser Stellungnahme könnte die Bun<strong>des</strong>regierung den<br />
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) und den<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen dazu auffordern, in ihren Jahresgutachten den Indikatorensatz zu<br />
analysieren. Darüber hinaus sollte die Bun<strong>des</strong>regierung aber durchaus in denjenigen Bereichen auf weiteren<br />
Sachverstand zurückgreifen, in denen der Indikatorensatz, den die Enquete-Kommission vorschlägt, über rein<br />
wirtschaftswissenschaftlich zu analysierende Dimensionen hinausgeht.<br />
711<br />
Tiemann, Heinrich; Wagner, Gert G. (2012). „Jenseits <strong>des</strong> BIP“ – Zur Organisation der Politikberatung zur<br />
Nachhaltigkeitspolitik in Deutschland: 3. Sie schreiben: „Die Berichterstattung zur nachhaltigen Entwicklung<br />
enthält in vier Handlungsfeldern 21 Handlungsbereiche, die mittels 38 Indikatoren abgebildet werden. In<br />
umfassenden Fortschrittsberichten (2004, 2008 und Februar 2012) wird einmal pro Legislaturperiode zur<br />
Strategie und zum Stand ihrer Umsetzung berichtet. Die Berichte enthalten konkrete Maßnahmen zur Erreichung<br />
gesetzter Ziele und entwickeln die Strategie in einzelnen Schwerpunktfeldern fort. Alle zwei Jahre wird der<br />
Fortschrittsbericht durch einen vom Statistischen Bun<strong>des</strong>amt erstellten Bericht zur Entwicklung der<br />
Nachhaltigkeitsindikatoren (Indikatorenbericht), zuletzt im Frühjahr 2012, ergänzt.“<br />
712<br />
Sondervotum der Fraktion BÜNNIS 90/DIE Grünen: Das vorgeschlagene Indikatorentableau verfügt über<br />
keinen „Unter- und Überbau“. Es enthält keine konkreten Zielwerte, die in einem geplanten Zeitraum zu<br />
erreichen sind und ist auch nicht in eine Strategie mit konkreten politischen Maßnahmen eingebettet. Für den<br />
Zwecke der Kommunikation ist es zu komplex. Die Vorschläge einer Wohlstandsberichterstattung durch SVR<br />
und SRU beheben diese Defizite nicht.<br />
713<br />
Dullien, Sebastian; van Treeck, Till (2012). Ziele und Zielkonflikte der Wirtschaftspolitik und Ansätze für<br />
Indikatoren und Politikberatung, schlagen einen „Jahreswohlstandsbericht“ vor: 17.<br />
714<br />
Sondervotum der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es wird nicht unterschieden zwischen einer<br />
öffentlichen und einer politischen Debatte. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie besteht ein Instrument zur<br />
politischen Umsetzung eines Indikatorentableaus. Die Strategie ist politisch verankert und wird von jeder<br />
Bun<strong>des</strong>regierung unter Einbezug von <strong>Bun<strong>des</strong>tag</strong>, Lan<strong>des</strong>regierungen, Kommunen sowie der Zivilgesellschaft<br />
fortgeschrieben. Sie böte eine Basis, um, wenn erforderlich, weitere Indikatoren aufzunehmen.<br />
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