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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

3 Wechselwirkungen<br />

Entwicklungen<br />

zwischen Wachstum und wichtigen gesamtwirtschaftlichen<br />

3.1 Phasen der Entwicklung 1949-2011<br />

Im Folgenden werden zunächst die Entwicklungsphasen der deutschen Volkswirtschaft nach 1949<br />

nachgezeichnet. Abschließend wird der Gedanke der Vitalpolitik von Rüstow (1961) 30 als Beispiel für die<br />

Flexibilität der sozialen Marktwirtschaft und ihren normativen, gesellschaftspolitischen Anspruch dargestellt.<br />

1949-60: Wiederaufbau und Wirtschaftswunder,<br />

1960-73: Vollbeschäftigung und Überhitzung,<br />

1973-89: Wachstumskrise I: Ölpreisschocks und Strukturwandel,<br />

1989-2005: Wachstumskrise II: Aufbau Ost und Globalisierung,<br />

seit 2005: Wachstumsschub, Weltfinanzkrise und industrielle Renaissance.<br />

Die vier erstgenannten Phasen zeichnen sich – bei aller Schwierigkeit der exakten Datierung – durch spezifische<br />

„Wachstumsregime“ aus, die trotz konjunktureller Schwankungen über einen längeren Zeitraum anhielten und<br />

weitreichende wirtschaftliche, politische und soziale Konsequenzen hatten beziehungsweise noch haben. Die<br />

letzte Phase ist noch zu kurz, um ihren Charakter beurteilen zu können. Vieles spricht aber schon heute dafür, sie<br />

tatsächlich als neue Phase anzusehen.<br />

3.1.1 1949-60: Wiederaufbau und Wirtschaftswunder<br />

Die Wirtschafts- und Währungsreform im Juni 1948 und die Gründung der Bun<strong>des</strong>republik im September 1949<br />

ebneten den Weg für die dauerhafte Etablierung eines spezifisch deutschen Modells <strong>des</strong> Kapitalismus, „Soziale<br />

Marktwirtschaft“ genannt. Dieses beruht im Wesentlichen auf fünf konstituierenden Elementen, die zum<br />

größeren Teil sofort, zum kleineren Teil in späteren Jahren institutionell geschaffen beziehungsweise gesichert<br />

wurden:<br />

freie Preisbildung und freier Handel in den allermeisten Märkten für Waren und Dienstleistungen sowie<br />

freier Wettbewerb mit staatlichem Schutz <strong>des</strong> wettbewerblichen Rahmens durch eine Kartellbehörde;<br />

freie Lohnbildung am Arbeitsmarkt, mit Tarifautonomie von Gewerkschaften und Arbeitgebern, und<br />

zwar ohne Rückgriff auf Zwangsschlichtung, aber mit der Möglichkeit der Allgemeinverbindlichkeit<br />

von Tarifverträgen in eng umgrenzten Ausnahmefällen;<br />

eine unabhängige Zentralbank, die mit höchster Priorität für Geldwertstabilität verantwortlich ist, und<br />

ein Staat, <strong>des</strong>sen Kreditaufnahme einer im Grundgesetz vorgegebenen Grenze der Kreditaufnahme<br />

unterliegt, und zwar in Höhe der öffentlichen Investitionen;<br />

ein Wohlfahrtsstaat, der über steuerfinanzierte Sozialhilfe, beitragsfinanzierte Rentensysteme sowie<br />

eine tragfähige Arbeitslosenversicherung für ein funktionstüchtiges soziales Netz sorgt, auf das sich<br />

Menschen in unverschuldeter Not verlassen können;<br />

ein Föderalismus, der über die Verteilung <strong>des</strong> Steueraufkommens sowie einen Finanzausgleich<br />

zwischen den Ländern dafür sorgt, dass die Lebensbedingungen im Gebiet der Bun<strong>des</strong>republik<br />

einigermaßen gleichwertig ausfallen.<br />

Wirtschaftliches Wachstum beruht wie das markwirtschaftliche System, in dem es sich vollzieht, auf kulturellen,<br />

sozialen und gesellschaftlichen Grundlagen. Von Beginn an zielte die Soziale Marktwirtschaft mithin nicht nur<br />

technokratisch auf Wirtschaftsreformen ab, die im Kern auf wirtschaftliches Wachstum – moderiert durch<br />

Sozialpolitik – setzten. In kritischer Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Terrorregime der<br />

unmittelbaren Vergangenheit wie auch dem totalitären Kommunismus der Sowjetischen Zone wollte sie<br />

vielmehr von Anfang an Rahmenbedingungen für eine Persönlichkeitsentwicklung in Freiheit und<br />

Verantwortung schaffen. Soziale Marktwirtschaft stellte mithin von Beginn an nicht nur ein wirtschaftspolitisch,<br />

30<br />

Siehe Rüstow, Alexander (1961). Paläoliberalismus, Kommunismus und Neoliberalismus.<br />

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