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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Verschuldung möglich. Ersparnisse und Verschuldung stehen in einem saldenmechanische Zusammenhang. 270 In<br />

Deutschland bilden die privaten Haushalte traditionell hohe Ersparnisse (beziehungsweise sektoral betrachtet<br />

Überschüsse). Nicht zuletzt im Zuge der Erweiterung der gesetzlichen Rente um eine private, kapitalgedeckte<br />

Säule wird die Ersparnisbildung vom Staat sogar umfassend gefördert. Diese Ersparnisbildung beziehungsweise<br />

die laufenden Finanzierungsüberschüsse der privaten Haushalte bedingen aber, dass andere Sektoren die<br />

Position <strong>des</strong> Schuldners einnehmen. Traditionell waren das der Staat und die Unternehmen (nichtfinanzielle<br />

Kapitalgesellschaften). Bei den Unternehmen ist seit 2002 eine fundamentale Umkehr zu beobachten. Statt sich<br />

zu verschulden und so mehr Sachinvestitionen zu finanzieren, übersteigen seit 2002 die nicht ausgeschütteten<br />

Gewinne regelmäßig die Investitionen. Statt wie bis zur Jahrtausendwende einen Teil der Ersparnisse der<br />

privaten Haushalte zu absorbieren, müssen sich nun auch für den Unternehmenssektor Schuldner finden, die die<br />

Überschüsse als Kredite aufnehmen (siehe Abbildung 25).<br />

Mrd. Euro<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren<br />

in Deutschland<br />

Produktionsunternehmen<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

*Nettokreditgewährung an die übrige Welt;<br />

1995 und 2000 bereinigt um Umbuchungen (Schulden der Treuhandanstalt bzw. Einnahmen aus UMTS-Lizenzen)<br />

Quelle: Deutsche Bun<strong>des</strong>bank: Finanzierungsrechnung, Frankfurt a.M., laufende Ausgaben<br />

Abbildung 25: Finanzierungssalden der Wirtschaftssektoren in Deutschland, 1991 bis 2011.<br />

Da auch der Staat sich zumin<strong>des</strong>t bis 2008 immer weniger verschuldete, blieb zunehmend nur das Ausland zur<br />

Absorption der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis, was notwendigerweise zum Anstieg der<br />

„Nettokreditgewährung an die übrige Welt“ führte. Im Zuge der Bewältigung der Krisenfolgen hat sich der<br />

deutsche Staat 2009 und 2010 wieder stärker verschuldet und damit sank auch die Nettokreditgewährung an die<br />

übrige Welt. Bereits 2011 ist die staatliche Neuverschuldung aber wieder deutlich zurückgegangen. Dass dies<br />

zunächst nicht mit einem deutlichen Kapitalabfluss verbunden war, liegt daran, dass die privaten Haushalte ihre<br />

Ersparnisbildung reduziert und der Finanzierungsüberschuss der Unternehmen auf null zurückgegangen ist.<br />

In Zukunft wird der Staat wegen der immer stärker greifenden Schuldenregel aber als Schuldner an Bedeutung<br />

verlieren. Sollten dann die deutschen Unternehmen sich nicht wieder in erheblichem Maße verschulden,<br />

„kommen theoretisch [noch] höhere Ausfuhren in Betracht, um das Niveau der ökonomischen Aktivität und<br />

damit der Geldvermögensbildung zu halten“ 271 . Die weitere Verschuldung <strong>des</strong> Auslands würde somit zur<br />

notwendigen Begleiterscheinung privater Vermögensbildung in Deutschland. Alternativ ließe sich durch eine<br />

stärkere Besteuerung vor allem hoher Einkommen mit entsprechend hohen Sparquoten die Ersparnisbildung und<br />

damit die Finanzierungsüberschüsse der privaten Haushalte reduzieren, sodass die Notwendigkeit anderer<br />

Sektoren, sich zu verschulden, sinken würde.<br />

270<br />

Vgl. Reuter, Norbert (2012). Deutsche Verzichtsmythen.<br />

271<br />

Helmedag, Fritz (2010). Staatsschulden als permanente Einnahmequelle: 613.<br />

150<br />

Staat<br />

Private Haushalte<br />

Banken, Versicherungen<br />

Ausland*

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