18.04.2013 Aufrufe

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3223<br />

3224<br />

3225<br />

3226<br />

3227<br />

3228<br />

3229<br />

3230<br />

3231<br />

3232<br />

3233<br />

3234<br />

3235<br />

3236<br />

3237<br />

3238<br />

3239<br />

3240<br />

3241<br />

3242<br />

3243<br />

3244<br />

3245<br />

3246<br />

3247<br />

3248<br />

Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Abbildung 11: Entwicklung der Arbeitslosenquote in Deutschland. 130<br />

Die Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen beiden Jahrzehnte wurde maßgeblich von der deutschen<br />

Wiedervereinigung und der Globalisierung geprägt. Die im Zuge der Wiedervereinigung schnell steigenden<br />

Löhne und Preise verringerten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Zudem wurden zur<br />

Finanzierung <strong>des</strong> Aufbaus Ost sowie der ostdeutschen Sozialsysteme in großem Umfang öffentliche Mittel<br />

aufgewendet, was die Belastung mit Steuern und Abgaben erhöhte und den staatlichen Schuldenstand<br />

anschwellen ließ (siehe hierzu auch Kapitel 3.2 „ Wachstum und öffentliche Haushalte“). Gleichzeitig traten<br />

nach dem Fall <strong>des</strong> „Eisernen Vorhangs“ die Länder Osteuropas und Asiens zur internationalen Arbeitsteilung<br />

hinzu. Dieser Globalisierungsschub war zunächst gekennzeichnet durch Lohnkonkurrenz. So lagen die<br />

westdeutschen Arbeitskosten je Stunde im Jahr 2004 um das 7,5-Fache über dem Durchschnitt der Arbeitskosten<br />

der damaligen osteuropäischen EU-Beitrittsländer und sogar um das 25-Fache über den Arbeitskosten Chinas. 131<br />

Die Folge dieser Schocks waren weitreichende Anpassungsprozesse in der deutschen Volkswirtschaft und<br />

insbesondere am Arbeitsmarkt (siehe hierzu auch Kapitel 3.6 „Wachstum und Verteilung“). Als Reaktion auf die<br />

Integration Osteuropas und Asiens in die Weltwirtschaft wurden arbeitsintensive Produktionsabschnitte<br />

zunehmend aus Deutschland in ausländische Niederlassungen verlagert („Offshoring“) oder von ausländischen<br />

Zulieferern erworben („Outsourcing“). So stieg die Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe im Zeitraum<br />

1995 bis 2004 zwar um 26 Prozent, der Beitrag der heimischen realen Wertschöpfung lag jedoch nur bei<br />

9 Prozentpunkten. Der größte Anteil lässt sich durch den zunehmenden Import von Vorleistungen erklären. 132<br />

Parallel dazu übte die verstärkte Lohnkonkurrenz einen erheblichen Druck auf die deutschen Löhne aus. Nach<br />

einem kräftigen Anstieg im Gefolge der Wiedervereinigung stagnierten die nominalen Lohnstückkosten ab Mitte<br />

der 1990er Jahre.<br />

Vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit wurden schließlich ab 2003 mit den Gesetzen zur Reform <strong>des</strong><br />

Arbeitsmarktes („Hartz I bis IV“) schrittweise institutionelle Reformen vorangetrieben, die eine Trendumkehr<br />

auf dem deutschen Arbeitsmarkt bewirkten. So wurde im Rahmen <strong>des</strong> Vierten Gesetzes für moderne<br />

Dienstleistungen am Arbeitsmarkt („Hartz-IV“-Reform) ab 2005 der Lohnabstand zwischen den<br />

130<br />

Arbeitslosenquote der Bun<strong>des</strong>republik bezogen auf die Anzahl der zivilen Erwerbspersonen (bis<br />

einschließlich 1968: abhängige zivile Erwerbspersonen). Quelle: Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit.<br />

131<br />

Siehe Sinn (2005). Die Basar-Ökonomie: 48.<br />

132<br />

Siehe Sinn (2005) Die Basar-Ökonomie: 106 f.<br />

86

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!