Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil A: Einleitung und Überblick<br />
Vorwort der Vorsitzenden<br />
A Einleitung, Überblick über die zentralen Empfehlungen und die Arbeitsweise der Kommission<br />
1 Einleitung<br />
Mit der Einsetzung der Enquete-Kommission griff der Deutsche <strong>Bun<strong>des</strong>tag</strong> mit breiter Mehrheit die Möglichkeit auf,<br />
den Stand der nationalen und internationalen Diskussionen zum Thema „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität"<br />
zusammenzutragen und politisch aufzubereiten, um dem Gesetzgeber künftige Regelungs- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen zu können. Einleitend wird daher ein kurzer Blick auf die für die Einsetzung<br />
der Kommission relevante Ausgangslage geworfen.<br />
Spätestens seit Oktober 2009 zeigen sich infolge der globalen Finanzmarktkrise und der staatlich finanzierten<br />
Bankenrettungsmaßnahmen tiefgreifende Probleme in den öffentlichen Haushalten im gesamten Euroraum.<br />
Gleichzeitig war die Industrieproduktion in der Eurozone bis zum Frühjahr 2009 im Jahresvergleich um mehr als<br />
20 v. H. zurückgegangen. Die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Wirtschaft, <strong>des</strong> Arbeitsmarktes, der<br />
Finanzmärkte sowie der demographische Wandel und die steigende Staatsverschuldung wurden als künftige<br />
Herausforderungen erkannt. Diese trafen auf die bereits seit längerem bekannten Problemstellungen, die sich aus den<br />
Folgen <strong>des</strong> Klimawandels, <strong>des</strong> Verlusts von biologischer Vielfalt, der mangelnden Generationengerechtigkeit und<br />
der sozialen Ungleichheit auf globaler wie auf nationaler Ebene ergeben.<br />
Die aus diesen Krisen und Herausforderungen resultierenden Fragestellungen haben die grundlegende Diskussion um<br />
die nachhaltigere Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft bekräftigt. Die Debatte wird nicht nur in Deutschland,<br />
sondern in vielen weiteren Industriestaaten geführt. Ferner stellt sie Bezugspunkte zur Wohlstandmessung her, die<br />
das wirtschaftliche Wachstum – dargestellt an der Kennziffer <strong>des</strong> Bruttoinlandsprodukts - als einzige Orientierung<br />
und Maßzahl für Wohlstand, Lebensqualität und gesellschaftlichen Fortschritt zunehmend hinterfragt. Als unstreitig<br />
wird allgemein angesehen, dass das Bruttoinlandsprodukt die sozialen und ökologischen Aspekte nicht hinreichend<br />
widerspiegelt. Zudem führt offenbar eine Wohlstandssteigerung ab einem bestimmten Niveau nur noch zu einer<br />
geringen Zunahme der Lebenszufriedenheit. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem<br />
Ergebnis, dass für die meisten Menschen Wohlstand und Lebensqualität nicht in erster Linie von der Höhe <strong>des</strong><br />
Einkommens oder <strong>des</strong> Bruttoinlandsproduktes abhängen, sondern auch maßgeblich von sozialen und ökologischen<br />
Faktoren. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend zu untersuchen, welche Faktoren und Entwicklungen bei<br />
politischen Bewertungen und Entscheidungen berücksichtigt werden sollten, um Wohlstand und Lebensqualität<br />
sachgerechter zu analysieren und zu bewerten.<br />
Wie in zahlreichen industrialisierten Ländern besteht in Deutschland die deutliche Tendenz einer alternden<br />
Bevölkerung. Der Deutsche <strong>Bun<strong>des</strong>tag</strong> hatte sich dem in früheren Wahlperioden zugewandt und in Enquete-<br />
Kommissionen bearbeitet, die sich mit den Auswirkungen <strong>des</strong> demografischen Wandels auf Wirtschaft und Arbeit<br />
befasst haben. Die durch die Finanzkrise verschärfte Lage der öffentlichen Haushalte lenkt erneut den Blick auf den<br />
Stellenwert <strong>des</strong> wirtschaftlichen Wachstums. Hier ist zu fragen, ob eine stabile Entwicklung auch mit geringen<br />
Wachstumsraten möglich ist und wie eine generationengerechte Finanzpolitik und die langfristige Stabilisierung der<br />
sozialen Sicherung auf der Basis europäischer Sozialstaatsmodelle künftig erreicht werden können.<br />
Ein Mittel für eine nachhaltige Entwicklung, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte einbezieht, kann<br />
eine umsichtig gestaltete Ordnungspolitik sein. Auch Arbeitswelt, Konsumverhalten und Lebensstile haben Einfluss<br />
auf die Möglichkeiten, nachhaltig zu wirtschaften und zukunftsorientiert zu leben.<br />
Die Kommission hat für die Beratung der Themenbereiche fünf Projektgruppen eingesetzt, deren Schwerpunkte sich<br />
auf folgende Sachbereiche erstrecken:<br />
Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Entwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands - bzw. Fortschrittsindikators<br />
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