Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil C: Projektgruppe 2<br />
Sondervotum <strong>des</strong> Sachverständigen Prof. Meinhard Miegel zum Indikatorensatz der<br />
Projektgruppe 2<br />
Der Auftrag, der der Projektgruppe 2 der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Wege<br />
zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der sozialen Marktwirtschaft“ gestellt war,<br />
war „die Entwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands- bzw. Fortschrittsindikators“, der umfassender sein<br />
sollte als das Bruttoinlandsprodukt, um dieses zu ergänzen. Im Kern ging es also darum, die durch das BIP<br />
unzulänglich erfassten Wohlstandsdimensionen durch einen weiteren Indikator zum Ausdruck zu bringen.<br />
Nachdem sich bei der Projektarbeit zeigte, dass ein solcher ganzheitlicher Wohlstandsindikator mit erheblichen<br />
Problemen behaftet sein würde, entschied sich die Projektgruppe für einen Indikatorensatz, der „so viele<br />
Indikatoren wie nötig und so wenige wie möglich“ enthalten sollte. Im Ergebnis führte dies allerdings zur<br />
Identifikation von min<strong>des</strong>tens 21 Indikatoren, die semantisch in Leitindikatoren sowie Hinweis- und Warnlampen<br />
gegliedert sind und die ihrerseits in zahlreiche weitere Unterindikatoren zerfallen.<br />
Damit ist ein System geschaffen, das möglicherweise geeignet ist, als Grundlage für einen weiteren Bericht<br />
analog zum Familienbericht, dem Armuts- und Reichtumsbericht oder dem Nachhaltigkeitsbericht zu dienen,<br />
nicht aber als Ergänzung zum derzeit dominanten BIP. Dafür hätte es in seinen formalen Grundstrukturen mit<br />
diesem kongruent, das heißt überschaubar, transparent, leicht erfassbar, gut kommunizierbar und nicht zuletzt<br />
alltagstauglich sein müssen.<br />
Das alles ist bei vorliegendem System nicht der Fall. Vielmehr erfordert es ganz erhebliche Vorkenntnisse und<br />
ist in Einzelbereichen wie dem Indikator „Mitsprache und Verantwortlichkeit“ („Voice & Accountability“)<br />
selbst Fachleuten nur schwer verständlich. Deshalb bedarf es – unstrittig – für seine Penetration und Pflege<br />
beträchtlichen institutionellen, personellen und finanziellen Aufwands, von dem keineswegs sicher ist, ob und in<br />
welchem Umfang er je erbracht werden wird.<br />
Das lässt erwarten, dass das BIP – trotz aller seiner Unzulänglichkeiten – auch künftig der alles dominierende<br />
Wachstums- und Wohlstandsindikator bleiben dürfte, womit die Aufgabenstellung der Enquete-Kommission<br />
verfehlt worden wäre.<br />
Für die Zielerreichung zweckdienlicher wäre gewesen, sich – neben dem BIP – auf jeweils einen Indikator für<br />
<strong>des</strong>sen ökologische Kosten und <strong>des</strong>sen Verteilung sowie – als subjektive Messgröße – auf die gesellschaftliche<br />
Exklusion beziehungsweise Integration zu beschränken. Dadurch wäre nicht nur eine hinreichende<br />
Wohlstandserfassung, sondern auch ein regelmäßiger, das BIP ergänzender Datenfluss gewährleistet gewesen.<br />
Sondervotum der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie <strong>des</strong> Sachverständigen Prof. Dr.<br />
Uwe Schneidewind zum Indikatorensatz der Projektgruppe 2<br />
Das grüne Indikatorenmodell:<br />
Der Wohlstandskompass<br />
Die Mitglieder der <strong>Bun<strong>des</strong>tag</strong>sfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Enquete Kommission halten den<br />
vorgeschlagenen „Wohlstandsindikatorensatz“ sowohl für die politische Kommunikation als auch zur<br />
politischen Steuerung für ungeeignet. Im Folgenden wird die ablehnende Haltung begründet sowie der<br />
Wohlstandskompass als Alternative vorgestellt.<br />
Grüne Kritik am „Wohlstandsindikatorensatz“ der Projektgruppe 2<br />
Aus dem vorgelegten Bericht der Projektgruppe 2 geht nicht hervor, welche Strategie mit dem<br />
„Wohlstandsindikatorensatz“ verfolgt werden soll. Hierzu gibt es in der Einleitung <strong>des</strong> Berichts<br />
widersprüchliche Aussagen. Einerseits sollen sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Politikerinnen und<br />
Politiker ein stärkeres Bewusstsein für einen umfangreichen Wohlstandsbegriff erhalten. Andererseits wird<br />
versucht, alle Dimensionen mit dem Mittel von Hauptindikatoren, Warn- und Hinweislampen möglichst breit<br />
abzubilden.<br />
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