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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

2 Wirtschaftswachstum: Einige Grundlagen<br />

2.1 Begriff und Messung<br />

Eine Volkswirtschaft kann von zwei Seiten her betrachtet werden: Produktion und Verwendung, oder Angebot<br />

und Nachfrage. Wenn wir vom Wachstum einer Volkswirtschaft sprechen, ist in aller Regel das Wachstum <strong>des</strong><br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemeint. Das BIP misst den Wert der Produktion, also <strong>des</strong> Angebots an Gütern,<br />

bestehend aus Waren und Dienstleistungen, die im In- oder Ausland nachgefragt werden. Das Niveau der<br />

Produktion ist veränderlich, und zwar kurz- und langfristig. Kurzfristig schwankt es als Folge einer Fülle von<br />

Einflüssen, die sich im Grad der Auslastung <strong>des</strong> gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials niederschlagen.<br />

Man spricht dann von Konjunktur, die vom Boom mit Vollauslastung bis zur Rezession mit deutlicher<br />

Unterauslastung der Produktionskapazitäten alle möglichen Zwischenlagen beschreiben kann. Langfristig<br />

dagegen gibt es einen Trend, also eine Art durchschnittliche Wachstumsrate über Zyklen der Konjunktur<br />

hinweg. Es ist üblich und sinnvoll, genau diesen Trend <strong>des</strong> BIP als Wachstum – in Abgrenzung zur<br />

konjunkturellen Schwankung – zu bezeichnen und ihn mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate der<br />

Produktion zu messen.<br />

Das BIP wird quartalsweise erhoben. Es unterliegt <strong>des</strong>halb starken saisonalen und konjunkturellen<br />

Schwankungen. Durch geeignete statistische Verfahren lässt sich aber aus den Veränderungen <strong>des</strong> BIP ein Trend<br />

ermitteln, der das längerfristige Wachstum einer Volkswirtschaft beschreibt. Niveau und Veränderungen <strong>des</strong> BIP<br />

sind auch grundsätzlich international vergleichbar, weil das BIP im Rahmen der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnungen (VGR) nach supranational recht einheitlichen Standards ermittelt wird, und zwar<br />

voneinander unabhängig über die Entstehungsseite (Produktion) und über die Verwendungsseite (Ausgaben).<br />

Das BIP ist definiert als die gesamte Wertschöpfung innerhalb der Lan<strong>des</strong>grenzen einer Volkswirtschaft in<br />

einem bestimmten Zeitraum. Die Wertschöpfung ist identisch mit dem Gesamteinkommen einer<br />

Volkswirtschaft. 12 Sie besteht aus dem Marktwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen), die dem<br />

Endverbrauch dienen. Der Wert der Vor- und Zwischenprodukte, die im Land hergestellt und verbraucht werden,<br />

wird also „aussaldiert“. Dies ist nötig, weil sonst Wertschöpfungen im Bereich der Vorleistungen doppelt gezählt<br />

würden, und zwar einmal im Wert der Vor- und Zwischenprodukte und dann wieder im Wert der Endprodukte.<br />

Das BIP, wie es in der nationalen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) ermittelt wird, misst den<br />

Marktwert der gesamtwirtschaftlichen Produktion in der jeweiligen Lan<strong>des</strong>währung, in Deutschland also dem<br />

Euro. Eine Zunahme <strong>des</strong> BIP – ob absolut oder relativ – ist die Zunahme <strong>des</strong> in Euro gemessenen Marktwertes<br />

der Produktion. Sie misst das nominale Wachstum, das durch Preis- und/oder Mengenerhöhungen bedingt sein<br />

kann, also durch Inflation oder quantitatives Wachstum der Volkswirtschaft. Genau dieses reale Wachstum (und<br />

nicht das nominale) ist in aller Regel gemeint, wenn in der Öffentlichkeit – und in diesem Bericht der Enquete-<br />

Kommission – von Wachstum gesprochen wird.<br />

Um das reale Wachstum zu erfassen, muss der relative Zuwachs <strong>des</strong> (nominalen) BIP um die reine Preisinflation<br />

bereinigt werden. Dies ist eine höchst komplexe Aufgabe, denn es findet ein permanenter Strukturwandel der<br />

Wirtschaft statt, der nicht nur die Mengen und Preise, sondern auch die Identität, Qualität und Vielfalt der<br />

Produkte verändert. Nur die wenigsten Waren und Dienstleistungen bleiben über Jahre wirklich dieselben, viele<br />

neue kommen hinzu, alte verschwinden vom Markt. Statistisch stellt sich damit ein grundsätzliches Problem:<br />

Eine mehrdimensionale Veränderung – Identität und Varietät, Qualität und Quantität der Güterwelt – muss in<br />

nur zwei alternativen Dimensionen ausgedrückt werden, nämlich Preisinflation oder Mengenwachstum.<br />

Dazwischen gibt es nichts. Beobachtete Preissteigerungen werden hierbei dann (und nur dann) dem<br />

Mengenwachstum „zugeordnet“, wenn sie durch Verbesserung der Qualität begründet sind, wobei diese sich<br />

auch in der Anzahl und Unterschiedlichkeit der Güter widerspiegeln kann. Die Entscheidung über die Zuordnung<br />

trifft die jeweilige national zuständige Behörde, in Deutschland das Statistische Bun<strong>des</strong>amt. Sie tut dies auf der<br />

Grundlage <strong>des</strong> Urteils von Fachleuten, vor allem von Ingenieurinnen und Ingenieuren, die im Auftrag der<br />

Behörde der qualitativen Veränderung eines jeden Produkts ein „Wertäquivalent“ beimessen. Im Ergebnis<br />

bedeutet dies: Qualitatives Wachstum wird statistisch in quantitatives Wachstum „transformiert“.<br />

12<br />

Gemäß der VGR entspricht dem Inlandsprodukt ein gleich hohes Einkommen, das man als<br />

Inlandsprimäreinkommen bezeichnen könnte, also die in den geografischen Grenzen eines Lan<strong>des</strong> hergestellten<br />

Waren und Dienstleistungen und die dabei erzielten Einkommen. Das Bruttonationaleinkommen, also das<br />

Einkommen aller Inländerinnen und Inländer, erhält man, indem vom Bruttoinlandsprodukt der Saldo der<br />

Primäreinkommen mit der übrigen Welt abgezogen wird.<br />

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