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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Strukturveränderungen möglich. Rein quantitativ haben sich immer mehr Menschen ein gesunkenes<br />

Arbeitsvolumen geteilt. Diese Entwicklung gilt insbesondere für den Dienstleistungssektor.<br />

Qualitativ betrachtet ging diese Entwicklung einerseits mit einem weitreichenden Rückgang der Arbeitslosigkeit<br />

und steigender Erwerbstätigkeit, jedoch andererseits auch mit einer deutlichen Abnahme von<br />

Vollzeitarbeitsplätzen bei paralleler Zunahme von Teilzeit-, Mini- und Midijobs sowie einer Ausweitung <strong>des</strong><br />

Niedriglohnsektors einher. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass die realen Arbeitnehmerentgelte seit<br />

der deutschen Vereinigung stagnierten. Da es den Gewerkschaften zumin<strong>des</strong>t in der Vergangenheit oftmals nicht<br />

gelungen ist, in Tarifverhandlungen Lohnsteigerungen in Höhe <strong>des</strong> Produktivitätsanstiegs plus der<br />

Inflationsrate zu erzielen 416 und viele Betriebe inzwischen nicht mehr tarifgebunden sind und dort eine noch<br />

schlechtere Lohnentwicklung stattfand, verlief die effektive Lohnentwicklung noch deutlich schlechter als die<br />

tarifliche. So kam es zu einer erheblichen Umverteilung von den Arbeitnehmerentgelten zu den Gewinn- und<br />

Vermögenseinkommen. Bei einem Anstieg <strong>des</strong> Volkseinkommens um real, also inflationsbereinigt 417 7,5 Prozent<br />

im Zeitraum 2000 bis 2011 stiegen die Unternehmens- und Vermögenseinkommen im gleichen Zeitraum trotz<br />

zeitweisem Einbruch in der Krise real um über 26 Prozent, während die realen Arbeitnehmerentgelte auch 2011<br />

noch immer leicht unter dem Niveau von 2000 liegen. 418 Aber auch innerhalb der Arbeitseinkommen wachsen<br />

die Disparitäten: In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Lohnschere auch bei den Vollzeitarbeitenden<br />

zwischen den obersten und untersten zehn Prozent um ein Fünftel erweitert. 419 Insofern lässt sich festhalten, dass<br />

Deutschland in der letzten Dekade zwar ein nicht unbeträchtliches reales Wachstum verbunden mit zunehmender<br />

Erwerbstätigkeit zu verzeichnen hatte, aber bei weitem nicht alle Beschäftigten im Durchschnitt durch steigende<br />

Einkommen an diesem Wachstum teilhatten.<br />

150%<br />

140%<br />

130%<br />

120%<br />

110%<br />

100%<br />

90%<br />

Einkommensentwicklung in Deutschland<br />

preisbereinigte Entwicklung 2000 - 2011<br />

Unternehmens- und<br />

Vermögenseinkommen<br />

Arbeitnehmerentgelte<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Quelle: Statistisches Bun<strong>des</strong>amt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Preisbereinigung (Verbraucherpreise)<br />

Abbildung 40: Entwicklung der realen Einkommen in Deutschland, 2000 bis 2011.<br />

Angesichts der deutlich gestiegenen Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland (vgl.<br />

Kapitel 3.6) bei gleichzeitig zurückgehenden wirtschaftlichen Zuwächsen wird ein demokratischer und sozialer<br />

Staat Maßnahmen ergreifen müssen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Allein auf verteilungs- und<br />

arbeitsmarktpolitisch positive Folgen eines wieder höheren Wachstums zu hoffen oder gar politische<br />

Entscheidungen daran zu binden, verliert angesichts der Wachstumsrealität zunehmend an Plausibilität. Aktive<br />

Bildungspolitik und verteilungspolitische Maßnahmen werden demgegenüber entscheidend sein. Entsprechend<br />

416<br />

Nach Rebien und Kettner deuten Untersuchungen auf betrieblicher Ebene auf eine erhöhte<br />

Konzessionsbereitschaft von Beschäftigten nach den Hartz-Reformen hin. Vgl. Rebien, Martina; Kettner, Anja<br />

(2011). Die Konzessionsbereitschaft von Bewerbern und Beschäftigten nach den Hartz-Reformen.<br />

417<br />

Hier preisbereinigt mit dem Verbraucherpreisindex.<br />

418<br />

Vgl. auch Brenke, Karl; Grabka, Markus M. (2011). Schwache Lohnentwicklung im letzten Jahrzehnt: 15.<br />

419<br />

Vgl. Brenke, Karl; Grabka, Markus M. (2011). Schwache Lohnentwicklung im letzten Jahrzehnt: 13 f.;<br />

Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) (2011). Divided We Stand. Why Inequality<br />

Keeps Rising. Paris.<br />

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