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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

als sogenannte Hidden Champions mit spezifischem Know-how in kleinen Marktnischen sehr erfolgreich – und<br />

teils sogar Weltmarktführer. 196<br />

4.3.4 Chancen und Herausforderungen aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive<br />

Aus volkswirtschaftlicher Sicht bietet die Globalisierung erhebliche Chancen zur Steigerung <strong>des</strong> Wohlstands. 197<br />

Denn letztlich schafft eine intensivere internationale Arbeitsteilung neue Spezialisierungs- und<br />

Tauschmöglichkeiten, die die Wirtschaftsakteure nur dann nutzen, wenn sie sich davon höhere Umsätze oder<br />

Gewinne versprechen. In der Wirtschaftswissenschaft spricht man dabei von einer größeren Effizienz bei der<br />

globalen Ressourcenallokation, von der alle beteiligten Länder grundsätzlich profitieren. 198<br />

Greifbar wird das für die Menschen im Hinblick auf Güterpreise. Denn wenn sich Länder auf ihre komparativen<br />

Vorteile spezialisieren – also vereinfacht ausgedrückt das herstellen, was sie günstiger herstellen können –<br />

profitieren die Verbraucherinnen und Verbraucher davon in Form günstigerer Importe. Tatsächlich sind die<br />

Einfuhrpreise im Warenhandel in Deutschland sehr viel langsamer gestiegen als die Verbraucherpreise, an denen<br />

die Inflation gemessen wird. Niedrigere Preise bedeuten höhere Realeinkommen. Darüber hinaus lässt der<br />

internationale Handel die Produktauswahl steigen, was den gefühlten Wohlstand erwiesenermaßen erhöht. 199<br />

Durch die Globalisierung geraten auch die Preise im Inland zugunsten der Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

unter Druck. Denn die Unternehmen werden einen Teil der (oben erläuterten) Kostenvorteile durch die<br />

Globalisierung an ihre Kunden weitergeben. Dafür sorgt allein schon der steigende internationale<br />

Wettbewerbsdruck. 200 Der Ansporn der größeren Konkurrenz wirkt zudem positiv auf Kosteneffizienz,<br />

Kundenorientierung und Innovationsanreize.<br />

Schließlich profitieren auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von den günstigeren Perspektiven der<br />

Exportindustrie. So ist die Zahl der exportabhängigen Arbeitsplätze (einschließlich Zulieferbranchen) in<br />

Deutschland gemäß einer Auswertung <strong>des</strong> Statistischen Bun<strong>des</strong>amtes von 5,7 Millionen im Jahr 1995 auf<br />

8,9 Millionen im Jahr 2006 in erstaunlich starkem Maße gestiegen (neuere Daten sind nicht verfügbar). 201 Dabei<br />

darf allerdings nicht übersehen werden, dass nicht Exportüberschüsse das Ziel allen Wirtschaftens sein können,<br />

sondern die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt.<br />

Doch neben den Chancen bringt die Globalisierung auch Risiken mit sich, die hier freilich nicht in der nötigen<br />

Breite und Differenziertheit diskutiert werden können, jedoch zumin<strong>des</strong>t kurz angeschnitten werden sollen. 202<br />

196<br />

Vgl. Simon, Hermann (2007). Hidden Champions <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts.<br />

197<br />

Vgl. Hufbauer, Gary Clyde; Grieco, Paul L. E. (2005). The Payoff from Globalization.<br />

198<br />

Rodrik (2007) und ICC/INSM (2007) machen deutlich, dass die Globalisierung allein kein Patentrezept für<br />

eine gute wirtschaftliche Entwicklung ist. Vielmehr müssen – gerade auch in armen Entwicklungsländern –<br />

flankierende Rahmenbedingungen und wirtschaftspolitische Maßnahmen hinzukommen, damit der Sprung auf<br />

die Entwicklungsleiter gelingt. Dazu gehören vor allem hinreichend verlässliche Institutionen und Governance,<br />

einigermaßen stabile Makropolitik, investitionsförderliche Unternehmensregulierung bis hin zu<br />

länderspezifischer, durchdachter Industrie- und Währungspolitik. Vgl. Rodrik, Dani (2007). One Economics,<br />

Many Recipes; Internationale Handelskammer (ICC) Deutschland; Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />

(INSM) (Hrsg.) (2007). Globalisierung verstehen.<br />

199<br />

Vgl. Broda, Christian; Weinstein, David E. (2006). Globalization and the Gains from Variety; Feenstra,<br />

Robert C. (2006). New Evidence on the Gains from Trade; Mohler, Lukas; Seitz, Michael (2010). The Gains<br />

from Variety in the European Union.<br />

200<br />

Vgl. Feenstra, Robert C.; Weinstein, David E. (2010). Globalization, Markups, and the U.S. Price Level;<br />

sowie Benigno, Pierpaolo; Faia, Ester (2010). Globalization, Pass-Through and Inflation Dynamics.<br />

201<br />

Vgl. Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2007). Export schafft immer mehr Arbeitsplätze.<br />

202<br />

Siehe Donges, Juergen B.; Menzel, Kai; Paulus, Philipp (2003). Globalisierungskritik auf dem Prüfstand;<br />

Wolf, Martin (2004). Why Globalization Works; Jahnke, Joachim (2006). Falsch globalisiert; Internationale<br />

Handelskammer (ICC) Deutschland; Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) (Hrsg.) (2007).<br />

Globalisierung verstehen; Bhagwati, Jagdish (2008). Verteidigung der Globalisierung; Schumann, Harald; Grefe,<br />

Christiane (2008). Der globale Countdown; Gresh, Alain; Radvanyi, Jean; Rekacewicz, Philippe; Samary,<br />

Catherine; Vidal, Dominique (Hrsg.) (2009). Atlas der Globalisierung; Rodrik, Dani (2011). Das<br />

Globalisierungs-Paradox.<br />

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