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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

kommerziellen Geschäft (unter anderem Retail-Banking, Anlagegeschäft, Kreditgeschäft) und dem Investment-<br />

Banking in zwei Bereiche – nicht zuletzt auch unter dem Aspekt der Eigenkapitalzurechnung – zu erreichen.<br />

Schließlich ist auch die Regulierung von Börsen und Finanztransaktionen in den Blick zu nehmen. Fast<br />

90 Prozent <strong>des</strong> weltweiten Derivatehandels laufen außerhalb regulierter Börsenplattformen ab, was<br />

unzureichende Transparenz und oft eine mangelnde Kollateralisierung der Transaktionen nach sich zieht. Doch<br />

auch der Handel mit normalen Wertpapieren ist im Vorfeld der Finanzmarktkrise immer stärker in den Bereich<br />

schwer zugängiger und oft schwach regulierter Handelsplattformen gerückt. Eine bessere Regulierung der<br />

Finanzmärkte und Handelsplattformen könnte hier zur Senkung der systemischen Risiken beitragen, ohne die<br />

ökonomischen Chancen aus einem funktionierenden Finanzmarktumfeld zu begrenzen.<br />

Insgesamt sind eine internationale Öffnung der Finanzmärkte und die damit einhergehende Intensivierung <strong>des</strong><br />

Wettbewerbs zwar positiv zu bewerten. Die Erfahrungen der globalen Finanzkrise haben jedoch gezeigt, dass die<br />

Leitplanken für die Finanzmärkte neu angepasst und verstärkt werden müssen. Hierbei ist weder der Zustand zu<br />

geringer noch zu ausgeprägter Regulierung empfehlenswert. Statt<strong>des</strong>sen sollten bessere und umfassendere<br />

Finanzmarktregeln, für welche die oben beschriebenen Vorschläge einen Ansatzpunkt bieten, 98 einen<br />

funktionierenden Ordnungsrahmen gewährleisten. Nur so kann letztlich auf den Finanzmärkten Wettbewerb<br />

stattfinden, der zu Innovationen und nachhaltigem Wirtschaftswachstum führt. Allein durch übermäßige<br />

Kreditexpansion erzeugte Wachstumsschübe kehren sich dagegen zumeist nach einiger Zeit wieder um und<br />

münden in Krisen. Sie können zwar temporär bestimmte Strukturprobleme eines Gemeinwesens – etwa die sich<br />

öffnende Einkommensschere in vielen westlichen Industrienationen – überdecken, aber nicht dauerhaft lösen.<br />

3.4 Wachstum und Unternehmen<br />

In diesem Unterkapitel soll die Frage beantwortet werden, welchen Einfluss unternehmerisches Handeln 99 auf<br />

das Wachstum und die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft hat. In diesem Zusammenhang wird erörtert,<br />

wie unternehmerisches Handeln so gestaltet werden kann, dass es sowohl den ökonomischen als auch den<br />

sozialen und ökologischen Anforderungen an nachhaltiges Wachstum genügt.<br />

3.4.1 Innovation und Wachstum<br />

Unternehmen sind zentrale Akteure in der sozialen Marktwirtschaft. Sie handeln unter den Bedingungen <strong>des</strong><br />

Marktwettbewerbs und den regulatorischen Vorgaben <strong>des</strong> Staates. Die Motivation der Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer entspringt dem Streben nach einzelwirtschaftlichem Gewinn. Um aber im (internationalen)<br />

Wettbewerb Gewinne zu erwirtschaften, müssen Unternehmen ihre Produkte und Leistungen so herstellen und<br />

vermarkten, dass es den Präferenzen der Nachfragerinnen und Nachfrager entspricht und so die<br />

gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt erhöht. Den Unternehmen kommt damit die Aufgabe zu, ständig Innovationen<br />

auf dem Markt hervorzubringen. Sie müssen am „Puls der Zeit“ bleiben und ihren Konkurrenten immer ein<br />

Stück voraus sein. Dieser Wettbewerb treibt Wachstum und die Fortentwicklung von Unternehmen und der<br />

Gesamtwirtschaft an. Der Staat kann durch das Einziehen von ordnungspolitischen Leitplanken (zum Beispiel<br />

strukturelle Reformen zur Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung der<br />

Grundlagenforschung und Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen) den Innovationsprozess in Wirtschaft<br />

und Gesellschaft in die richtigen Bahnen lenken. Eine Förderung von einzelnen, vom Staat ausgewählten<br />

Industrien ist damit allerdings nicht gemeint. Vielmehr ist entscheidend, dass die Kräfte <strong>des</strong> Wettbewerbs<br />

möglichst konsequent genutzt werden. Dies geht am besten über Preissignale.<br />

Ohne Unternehmen als Innovatoren und treibende Kräfte ist eine zukunftsfähige Entwicklung von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft undenkbar. In diesem Zusammenhang werden der Unternehmerin oder dem Unternehmer im<br />

Allgemeinen vier Funktionen zugeschrieben, die Fueglistaller folgendermaßen präzise zusammenfasst:<br />

„…die Innovation, das Tragen von Risiko, das Entdecken und das Koordinieren von neuen Chancen im<br />

Markt.“ 100<br />

Die von Fueglistaller beschriebenen Unternehmerfunktionen sind dabei keine statischen Zustände, sondern<br />

bilden einen dynamischen Prozess in Form eines Innovationswettbewerbs um die besten Lösungen ab.<br />

Innovation ist im Sinne von Joseph A. Schumpeter ein Prozess und schließt einen Akt schöpferischer Zerstörung<br />

98<br />

Weitere Instrumente finden sich im Kapitel „Nachhaltig gestaltende Ordnungspolitik“.<br />

99<br />

Mit „Unternehmen“ sind hier alle privatwirtschaftlichen Unternehmen bezeichnet.<br />

100<br />

Fueglistaller, Urs (2005). Wo Ideen entstehen und wie sie zu Innovationen transformiert werden: 14.<br />

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