Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
9535<br />
9536<br />
9537<br />
9538<br />
9539<br />
9540<br />
9541<br />
9542<br />
9543<br />
9544<br />
9545<br />
9546<br />
9547<br />
9548<br />
9549<br />
9550<br />
9551<br />
9552<br />
9553<br />
9554<br />
9555<br />
9556<br />
9557<br />
9558<br />
9559<br />
9560<br />
9561<br />
9562<br />
Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil C: Projektgruppe 2<br />
3.2.2 Leitindikator: Einkommensverteilung<br />
Verteilungsfragen spielen eine wichtige Rolle für die Lebenszufriedenheit vieler Menschen; beispielsweise zeigt<br />
die Glücks- und Zufriedenheitsforschung, dass sich die allermeisten Menschen miteinander vergleichen und ihre<br />
Zufriedenheit mit dem eigenen Leben auch davon abhängt, wie es anderen in ihrer Umgebung beziehungsweise<br />
in der Gesellschaft geht. Dabei sind sowohl die Verteilung von Einkommen als auch von Vermögen bedeutsam.<br />
Die Enquete-Kommission hat sich mehrheitlich entschieden, die Einkommensverteilung durch einen<br />
Leitindikator abzubilden und für die Vermögensverteilung eine Warnlampe zu installieren. Hierdurch ist es<br />
möglich, unerwünschte Entwicklungen in der Vermögensverteilung selbst dann zu berücksichtigen, wenn sie in<br />
der Einkommensverteilung nicht bzw. nicht im selben Maße sichtbar werden.<br />
Als Leitindikator der Verteilung wird die 80/20-Relation bzw. der entsprechende Perzentilabstand <strong>des</strong><br />
Einkommens 601 vorgeschlagen. Beispielhaft illustriert wird er mit Daten aus dem Sozio-ökonomischen Panel<br />
(SOEP), da diese für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen als die amtlichen EU-SILC-Daten. Bei<br />
diesem Indikator wird das Einkommen <strong>des</strong> 80. Perzentils der Einkommensverteilung ins Verhältnis zum<br />
Einkommen <strong>des</strong> 20. Perzentils der Einkommensverteilung gesetzt. Man erfährt dadurch: Wie viel mal mehr<br />
verdient das Prozent der Bevölkerung, das mehr als die unteren 79 Prozent und weniger als die oberen 20<br />
Prozent der Bevölkerung verdient, als das Prozent der Bevölkerung, das mehr als die unteren 19 Prozent und<br />
weniger als die oberen 80 Prozent verdient?<br />
Ein zentraler Vorteil dieses Indikators besteht darin, dass er für die breite Öffentlichkeit vergleichsweise leicht<br />
zu verstehen ist. 602 Beispielsweise betrug im Jahr 2008 der Wert für Deutschland 2,17. Diese Zahl bedeutet, dass<br />
ein Bürger oder eine Bürgerin aus ‚besseren Verhältnissen‘ 2,17-mal soviel verdient hat wie ein Bürger oder eine<br />
Bürgerin der ‚unteren Einkommensschichten‘. Dieses Maß gibt eine intuitive Vorstellung davon, wie weit<br />
auseinander die Einkommen der „Bessergestellten“ und die der „Einkommensschwachen“ liegen, ohne auf die<br />
Extreme der Einkommensverteilung abzustellen. Deswegen hat sich die Enquete-Kommission abweichend von<br />
der OECD, die eine 90/10 Relation berechnet, für die 80/20-Relation entschieden, da diese weniger stark auf die<br />
Extremwerte in der Bevölkerung beschränkt bleibt. Abbildung 55 zeigt die Entwicklung der P80/P20-<br />
Einkommensverteilung für Deutschland für die Jahre 1999 bis 2010. Während zu Beginn <strong>des</strong> Zeitraums das 80.<br />
Perzentil der Einkommensverteilung 2,01-mal soviel Einkommen hatte wie das 20. Perzentil, waren es 2011<br />
2,14-mal soviel.<br />
601<br />
Um unterschiedliche Einkommen vergleichbar zu machen, wird das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen<br />
verwendet. Um das Nettoäquivalenzeinkommen pro Person zu ermitteln, wird das Haushaltseinkommen nach<br />
Haushaltsgröße und -zusammensetzung gewichtet. Dabei wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das<br />
Gewicht 1,0 zugeteilt, jeder weiteren erwachsenen Person sowie Kindern ab 14 Jahren das Gewicht 0,5 und<br />
Kindern unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. Bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14<br />
Jahren ergibt sich eine Äquivalenzgröße von 2,1 (= 1,0 + 0,5 + 0,3 + 0,3). Beträgt das Haushaltsnettoeinkommen<br />
beispielsweise 4.200 Euro monatlich, beläuft sich das Nettoäquivalenzeinkommen für jede einzelne Person auf<br />
2.000 Euro (= 4.200 Euro dividiert durch 2,1).<br />
602<br />
Vgl. Hellenic Statistical Authority (2012). Statistics on Income and Living Conditions 2009: 2.<br />
267