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Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

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Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

2. Wirtschaftswachstum: Grundlagen<br />

2.1. Was ist das Bruttoinlandsprodukt? 242<br />

In der gegenwärtigen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und auch in der öffentlichen Debatte dient das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) als zentrale Kennziffer für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer<br />

Volkswirtschaft. Es entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, namentlich Arbeit, Wissen,<br />

Innovationen, Kapital, Rohstoffe und Energie. Diese Faktoren gehen unterschiedliche Verbindungen ein,<br />

wodurch das Wachstum <strong>des</strong> BIP eher als extensiv oder intensiv angesehen werden kann. Intensives BIP-<br />

Wachstum hängt vorwiegend von gesteigertem Wissens- und Innovationseinsatz (Steigerung der Produktivität)<br />

ab, extensives hingegen vom vermehrten Einsatz der übrigen Faktoren.<br />

Der Einsatz <strong>des</strong> Faktors Arbeit ergibt sich vor allem aus der demografischen Entwicklung, der Arbeitszeit pro<br />

Arbeiterin oder Arbeiter sowie der Erwerbsbeteiligung von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Das zur<br />

Verfügung stehende Kapital bestimmt sich aus früheren und aktuellen Investitionen. Zentral ist in<br />

industrialisierten Volkswirtschaften der Faktor Technologie, also der Umfang und die Qualität <strong>des</strong> technischen<br />

Wissens. Dies wurde in traditionellen Wachstumsmodellen der Einfachheit halber als gegeben angenommen<br />

(sogenanntes exogenes Wachstum). Heute wird „Wissen“ in der Wirtschaftswissenschaft jedoch als endogene<br />

Variable verstanden, die über Innovationen, Investitionen in modernisiertes Sachkapital sowie Bildung und<br />

berufliche Qualifikation beeinflusst werden kann (sogenanntes „endogenes Wachstum“).<br />

Als zentrale ökonomische Kennziffer gibt das BIP den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) in<br />

Geldeinheiten an, die in einem bestimmten Zeitraum im Inland (von Personen aus dem In- und Ausland)<br />

hergestellt wurden. Es werden allerdings nur die Preise für jene Güter gezählt, die dem Endverbrauch dienen.<br />

Ansonsten würden Güter, die als Vorleistungen in die weitere Produktion eingehen, doppelt gezählt,<br />

beispielsweise der Wert eines Autoreifens beim Reifenproduzenten und dann noch einmal im Verkaufspreis der<br />

fertigen Autos.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist<br />

(1) der Wert (in Geldeinheiten) der<br />

(2) im Inland<br />

(3) in einem bestimmten Zeitraum<br />

(4) über „den Markt“ produzierten Waren und Dienstleistungen (abzüglich Vorleistungen).<br />

Ein spezielles Problem bei der Erfassung produzierter Werte liegt bei sogenannten Nichtmarktproduzenten vor,<br />

also hauptsächlich dem Staat einschließlich der Sozialversicherungen: Da hier Leistungen unentgeltlich<br />

abgegeben werden, liegen keine Marktpreise vor, die erfasst werden könnten. Hilfsweise wird der Aufwand für<br />

Arbeitnehmerentgelte und Abschreibungen (also der Wertverlust der Bauten und Ausrüstungen im Laufe der<br />

Zeit) als Maß für die Wertschöpfung genommen. Damit wird bei diesem Verfahren im Unterschied zu über den<br />

Markt gehandelten Gütern jedoch unterstellt, dass die Konsumenten für die Leistungen gerade die<br />

Herstellungskosten und die Abschreibung zahlen würden. Wohlstandssteigernde Wirkungen, die sich in einem<br />

Preisaufschlag niederschlagen würden (sogenannte „Konsumentenrente“), bleiben hier somit unberücksichtigt.<br />

Grundsätzlich ermittelt das Statistische Bun<strong>des</strong>amt das BIP nach international weitgehend einheitlichen<br />

Standards monatlich über drei Wege: die Entstehungs-, die Verteilungs- und die Verwendungsrechnung. Die<br />

Entstehungsrechnung erfasst die Wertschöpfung direkt in den einzelnen Wirtschaftsbereichen (in der Land- und<br />

Fortwirtschaft, im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich). Bei der Verwendungsrechnung<br />

ergibt sich das BIP als Summe aus den gesamten Ausgaben für den (privaten und öffentlichen) Konsum, den<br />

Investitionen und dem Außenbeitrag (Exporte minus Importe). Mit der Verteilungsrechnung wird das BIP<br />

schließlich als Summe von Arbeits-, Gewinn- und Vermögenseinkommen ermittelt. Da alle drei Ermittlungsarten<br />

zu einem einheitlichen Wert kommen müssen, werden Erfassungsfehler und -probleme (insbesondere bei der<br />

Verteilungsrechnung) im Rahmen eines kreislaufmäßigen Abstimmungsprozesses korrigiert. Gegenwärtig<br />

entstammen in Deutschland etwa 30 Prozent der Wertschöpfung den materielle Waren produzierenden Sektoren<br />

<strong>des</strong> verarbeitenden Gewerbes, <strong>des</strong> Baugewerbes, <strong>des</strong> Bergbaus und der Landwirtschaft. Das Gros der<br />

242<br />

Bei der Erstellung dieses Textes wurden Textbausteine aus folgenden Publikationen verwendet: Statistisches<br />

Bun<strong>des</strong>amt (2007). Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen: 22; Krämer, Ralf (2010). Wachstumskritik oder<br />

sozialistische Politik?<br />

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