18.04.2013 Aufrufe

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6790<br />

6791<br />

6792<br />

6793<br />

6794<br />

6795<br />

6796<br />

6797<br />

6798<br />

6799<br />

6800<br />

6801<br />

6802<br />

6803<br />

6804<br />

6805<br />

6806<br />

6807<br />

6808<br />

6809<br />

6810<br />

6811<br />

6812<br />

6813<br />

6814<br />

6815<br />

6816<br />

6817<br />

6818<br />

6819<br />

6820<br />

6821<br />

6822<br />

6823<br />

6824<br />

6825<br />

6826<br />

6827<br />

6828<br />

6829<br />

6830<br />

6831<br />

Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

werden. 471 Diese Maßnahmen lassen sich unterscheiden nach solchen, die auf eine Erhöhung der Wachstumsrate<br />

(also Steigerung <strong>des</strong> Volkseinkommens) gerichtet sind, und solchen, die auf einer Erhöhung von Abgaben und<br />

Steuern (also Umverteilung <strong>des</strong> Volkseinkommens) zielen.<br />

Von besonderer Bedeutung sind eine Reform <strong>des</strong> Bildungssystems (Kapitel 4.2 dieses Sondervotums) sowie eine<br />

Neuausrichtig der Finanzpolitik. 472 Letztere umfasst in erster Linie Maßnahmen zur Gegenfinanzierung<br />

notwendiger öffentlicher Investitionen (Kapitel 3.1.4 dieses Sondervotums). Dabei geht es darum, Steuermittel<br />

dort einzusetzen, wo sie für die Gesellschaft am gewinnbringendsten sind: Investitionen in Zukunftsfaktoren wie<br />

Bildung und Innovation. Es geht aber auch um eine stärkere Beteiligung von Gewinnen, hohen Einkommen und<br />

Vermögen an der Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben. Wie in Kapitel 3.6 dieses Sondervotums<br />

gezeigt wurde, hat sich die Verteilung von Vermögen und Einkommen in den letzten Jahren immer weiter<br />

gespreizt. Eine gerechte, faire und vor allem nachhaltige Finanzpolitik ist daher nur mit einer Erhöhung der<br />

Einnahmebasis zu erreichen. So kann auch die Rückführung der Schuldenlast erreicht und damit die<br />

Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen wiederhergestellt werden. Höhere Einnahmen können sowohl mittels<br />

einer stärkeren Besteuerung von Einkommen (Erhöhung <strong>des</strong> Einkommensteuersatzes) und Gewinnen (Erhöhung<br />

<strong>des</strong> Körperschaftsteuersatzes) als auch durch die Besteuerung von Vermögen (Einführung einer<br />

Vermögensabgabe und/oder einer Vermögensteuer) und von Erbschaften und eine Weiterentwicklung der<br />

ökologischen Steuerreform erreicht werden.<br />

Des Weiteren kann dem bevölkerungsbedingten Rückgang <strong>des</strong> Wachstums <strong>des</strong> BIP durch eine stärkere<br />

Steigerung der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität oder durch einen Anstieg der erwerbstätigen<br />

Bevölkerung entgegengewirkt werden. Ein Anstieg der erwerbstätigen Bevölkerung mag möglich sein und ist<br />

sehr wünschenswert (Stichworte: Migration, Erwerbsquote von Frauen oder auch älteren und jüngeren<br />

Menschen), wird aber höchstwahrscheinlich nicht ausreichen, um die Tragfähigkeitslücke der öffentlichen<br />

Haushalte zu schließen. Diese beträgt laut einer Modellberechnung im Auftrag <strong>des</strong> Sachverständigenrates<br />

3,1 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. 473 Modellrechnungen zeigen, dass durch einen höheren<br />

Wanderungssaldo (jährlicher Wanderungssaldo von 200.000 Personen ab dem Jahr 2020), eine höhere<br />

Erwerbsquote und einen höheren Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen (Anstieg der Frauenerwerbsquote<br />

in Relation zu den Erwerbsquoten der Männer wie derzeit in Skandinavien) 1,5 Prozent der Tragfähigkeitslücke<br />

geschlossen werden können. 474 Alternativ wäre eine deutliche Steigerung der Arbeitsproduktivität in den<br />

kommenden Jahrzehnten möglich.<br />

Sollte es aber nicht gelingen, die Produktivität deutlich über den Trend der letzten Dekaden zu heben, die<br />

Einwanderung stark zu steigern und die Erwerbstätigenquote stärker als in den vorgestellten Szenarien zu<br />

heben, es also nicht zu Wachstumsraten kommt, die deutlich über den genannten 0,1 bis 0,3 Prozent liegen,<br />

kommt der Einnahmeverbesserung durch eine sozial gerechte Erhöhung der Abgaben- und Steuerquote die<br />

zentrale Bedeutung zu.<br />

4.1.4. Demografie und Sozialstaat<br />

Die über die Sozialversicherungen organisierte Umverteilung von Einkommen und der finanzielle Schutz vor<br />

Lebensrisiken haben die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und den allgemeinen Wohlstand in Deutschland<br />

gesteigert. In der Vergangenheit haben die Sozialversicherungen hierzu entscheidend beigetragen.<br />

4.1.4.1. Zur Konstruktion <strong>des</strong> deutschen Sozialstaats<br />

Der deutsche Sozialstaat ist durch die Dominanz gesetzlicher Sozialversicherungen (Krankenversicherung,<br />

Pflegeversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung) gekennzeichnet. Deren<br />

Finanzierung basiert auf zwei Komponenten: Zum überwiegenden Teil sind es Beiträge, die von Beschäftigten<br />

471<br />

Siehe hierzu auch die Ausführungen zur langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte in der<br />

Expertise <strong>des</strong> Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2011) zu<br />

„Herausforderungen <strong>des</strong> demografischen Wandels“: 157-198 sowie Bun<strong>des</strong>ministerium der Finanzen (2011).<br />

Dritter Bericht zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen.<br />

472<br />

Vgl. Enderlein, Henrik; Wagner, Gert (2011). Die Steuern erhöhen.<br />

473<br />

Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2011).<br />

Herausforderungen <strong>des</strong> demografischen Wandels: 176.<br />

474<br />

Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2011).<br />

Herausforderungen <strong>des</strong> demografischen Wandels: 188.<br />

198

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!