18.04.2013 Aufrufe

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6315<br />

6316<br />

6317<br />

6318<br />

6319<br />

6320<br />

6321<br />

6322<br />

6323<br />

6324<br />

6325<br />

6326<br />

6327<br />

6328<br />

6329<br />

6330<br />

6331<br />

6332<br />

6333<br />

6334<br />

6335<br />

6336<br />

6337<br />

6338<br />

6339<br />

6340<br />

6341<br />

6342<br />

6343<br />

6344<br />

6345<br />

6346<br />

6347<br />

6348<br />

6349<br />

6350<br />

6351<br />

6352<br />

6353<br />

6354<br />

6355<br />

Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />

Dienstleistungsbereichen wurden Vollzeit- in Teilzeitstellen umgewandelt. Viele der Teilzeitstellen sind<br />

Minijobs. Inzwischen ist je<strong>des</strong> vierte Beschäftigungsverhältnis ein geringfügiges. 395<br />

4. Der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung ist auch mit einer Ausweitung <strong>des</strong><br />

Niedriglohnsektors verbunden. Dies gilt insbesondere für die zunehmende Leiharbeit, die zu gut zwei<br />

Dritteln zu Niedriglohnbedingungen verrichtet wird, aber auch für die sich ausweitenden befristeten<br />

Beschäftigungsverhältnisse. Auf diese Weise fanden zwar mehr Menschen trotz sinkendem<br />

Arbeitsvolumen einen Job, allerdings oft nicht existenzsichernd, sodass viele sogar bei Vollzeit auf<br />

ergänzende Hilfe-zum-Lebensunterhalt-Zahlungen (HLU) angewiesen sind. Hiervon sind in<br />

besonderem Maße Frauen und Personen mit Migrationshintergrund betroffen.<br />

5. Im Zuge der Änderungen der Sozialgesetzgebung unter der „Agenda 2010“ wurden die<br />

Rahmenbedingungen für bestimmte Arbeitsplätze geändert: Unter anderem wurde die geringfügige<br />

Beschäftigung (Mini- und Midijobs) ausgeweitet, 396 die Leiharbeit (Arbeitnehmerüberlassung) wurde<br />

unter anderem durch Wegfall der zeitlichen Befristung wie <strong>des</strong> Wiedereinstellungsverbotes erleichtert,<br />

die Bezugsdauer <strong>des</strong> Arbeitslosengel<strong>des</strong> für unter 55-Jährige auf zwölf Monate beschränkt und<br />

gleichzeitig die Zumutbarkeit für die Annahme von Arbeitsplätzen unabhängig von der Qualifikation<br />

der Arbeitssuchenden verschärft. Zudem erhielten beschäftigungsfähige Arbeitssuchende, die bisher<br />

Sozialhilfe erhalten hatten, Zugang zu den Förderungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit.<br />

6. Die offiziell ausgewiesene Zahl der registrierten Arbeitslosen ist keine nur durch die Entwicklung der<br />

Erwerbslosigkeit bestimmte Zahl. In der Vergangenheit hat der Gesetzgeber wiederholt die Kriterien<br />

geändert. Im Ergebnis sank dadurch die Zahl der offiziell als arbeitslos registrierten Personen. Zwar<br />

weist die Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit auch die erweiterte Kategorie der „Unterbeschäftigung“ aus, 397<br />

allerdings kommt sie in der öffentlichen wie politischen Debatte über den Arbeitsmarkt praktisch nicht<br />

vor. Die Kategorie der „Unterbeschäftigung“ erfasst etwa auch diejenigen Arbeitslosen, die über<br />

private Vermittler in Beschäftigung gebracht werden sollen, die in beruflicher Weiterbildung,<br />

Arbeitsgelegenheiten, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind, sowie Personen, die krank oder älter als<br />

58 Jahre sind und Arbeitslosengeld beziehen. Demnach waren im Oktober 2012 immer noch 3,6<br />

Millionen Menschen ohne reguläre Beschäftigung, also rund 840.000 mehr als offiziell als arbeitslos<br />

registriert waren (2,8 Millionen). Des Weiteren ist von einer hohen Erwerbsorientierung von Frauen<br />

auszugehen, die sich jedoch aus unterschiedlichsten Gründen nicht erwerbslos melden, also verdeckt<br />

arbeitslos sind. 398<br />

In der Konsequenz stieg die Zahl der Erwerbstätigen von 38,7 Millionen im Jahr 1991 auf 41,1 Millionen im<br />

Jahr 2011 an. Diesem Plus von 6,2 Prozent steht allerdings ein Minus von 3,4 Prozent beim Arbeitsvolumen im<br />

gleichen Zeitraum gegenüber (von 60,1 auf 58,1 Milliarden Stunden). De facto teilen sich also mehr<br />

Erwerbstätige ein geringeres gesamtwirtschaftliches Arbeitsvolumen. Parallel dazu sanken nach Angaben von<br />

Eurostat die Reallöhne pro Kopf in Deutschland zwischen 2000 und 2011 um 2,1 Prozent. 399<br />

3.5.3. Rückgang der Vollzeitbeschäftigung und sinkende Löhne – der falsche Weg zu<br />

steigender Beschäftigung bei niedrigen Wachstumsraten<br />

Jenseits der rein quantitativen Veränderung der Beschäftigung zeigt eine qualitative Analyse, dass sich die<br />

Struktur der Beschäftigung deutlich verändert hat (vgl. Abbildung 36). Die Zahl der ausschließlich geringfügig<br />

Beschäftigten, einschließlich der Personen, die in Arbeitsgelegenheiten (sogenannte Ein-Euro-Jobs) beschäftigt<br />

waren, stieg (vor allem im Dienstleistungssektor) von 4,9 Millionen im Jahr 2000 auf 5,8 Millionen im Jahr<br />

395<br />

Vgl. Brenke, Karl. (2011). Anhaltender Strukturwandel zur Teilzeitbeschäftigung. DIW-Wochenbericht 42 3-<br />

12: 9; Wanger (2011). Ungenutzte Potenziale in der Teilzeit. Viele Frauen würden gerne länger arbeiten. IAB-<br />

Kurzbericht Nr. 9/2011: 5. Könnten allein die Verlängerungswünsche von teilzeitbeschäftigten Frauen erfüllt<br />

werden, ergäbe sich hochgerechnet ein zusätzliches Arbeitsvolumen von 40,5 Millionen Stunden wöchentlich,<br />

umgerechnet in Vollzeitäquivalente von etwa einer Million Vollzeitarbeitsplätzen. Vgl. Wanger (2011): 6.<br />

396<br />

Durch Heraufsetzung der Geringfügigkeitsgrenze von 325 Euro auf 400 Euro und der Einführung einer<br />

Gleitzone für die Sozialversicherungsbeiträge im Bereich von 400 bis 800 Euro.<br />

397<br />

Vgl. zur Methodik Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (2011). Arbeitsmarktberichterstattung. Frauen und Männer am<br />

Arbeitsmarkt im Jahr 2010. Nürnberg.<br />

398<br />

Vgl. Allmendinger, Jutta (2011). Wachstumsorientierung und Geschlechterverhältnisse; Bun<strong>des</strong>agentur für<br />

Arbeit Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit (2011). Arbeitsmarktberichterstattung. Frauen und Männer am Arbeitsmarkt im<br />

Jahr 2010. Nürnberg.<br />

399<br />

Vgl. Europäische Kommission (2012). Annual Macro-economic Database.<br />

180

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!