Deutscher Bundestag Entwurf des Gesamtberichts
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6424<br />
6425<br />
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6440<br />
6441<br />
6442<br />
6443<br />
6444<br />
Enquete Gesamtbericht Stand 8.4.2013: Teil B: Projektgruppe 1<br />
knapp 8 Millionen und damit auf rund 23 Prozent der abhängig Beschäftigten gestiegen (Abbildung 39). 411 Seit<br />
Beginn der Arbeitsmarktreform (Agenda 2010) ist sie jedoch nur von 7,07 auf 7,92 Millionen gestiegen.<br />
in Millionen<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
5,59<br />
5,77<br />
Entwicklung der Niedriglohnbeschäftigung*<br />
in Deutschland<br />
5,79<br />
5,82<br />
6,27<br />
6,63<br />
6,4<br />
Abbildung 39: Entwicklung der Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, 1995 bis 2010.<br />
Die Ausweitung atypischer Beschäftigung beschleunigte die Ausdehnung <strong>des</strong> Niedriglohnsektors. Minijobs<br />
waren 2010 zu über 85 Prozent, befristete Beschäftigungen zu über 41 Prozent und sozialversicherungspflichtige<br />
Teilzeitarbeitsplätze zu knapp 25 Prozent im Niedriglohnbereich angesiedelt. 412 Wiederum sind Frauen von<br />
dieser Entwicklung besonders betroffen, denn 63 Prozent der Beschäftigten in Minijobs sind Frauen.<br />
Im internationalen Vergleich ist der Anteil regulärer Vollzeitbeschäftigung in Deutschland mittlerweile<br />
besonders niedrig und der Rückgang besonders stark, insbesondere im Dienstleistungssektor. 413 Frauen als<br />
größte Gruppe der Beschäftigten im Dienstleistungssektor sind davon erneut überproportional betroffen. Es ist<br />
auch eine deutsche Besonderheit, dass die Löhne im Dienstleistungsbereich deutlich niedriger sind als in der<br />
Industrie. 414 Prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Niedriglöhne sind in Deutschland im internationalen<br />
Vergleich insbesondere bei Frauen überdurchschnittlich stark gestiegen und insbesondere im<br />
Dienstleistungsbereich extrem stark verbreitet. 415<br />
3.5.4. Zusammenfassung und Ausblick<br />
6,86<br />
Die Arbeitsmarktentwicklung der letzten Dekaden stand im Zeichen niedriger, in ihrer Tendenz abnehmender<br />
Wachstumsraten. Da der Anstieg der Arbeitsproduktivität in der Regel über den (niedrigen) Wachstumsraten<br />
lag, wurden tendenziell weniger Arbeitsstunden zur Erwirtschaftung <strong>des</strong> BIP gebraucht, das statistisch erfasste<br />
Arbeitsvolumen nahm entsprechend ab. Dass dennoch ein Anstieg der Erwerbstätigenzahl und später auch der<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung stattfand, war nur mit gleichzeitig sich vollziehenden erheblichen<br />
411<br />
Vgl. Kalina, Thorsten; Weinkopf, Claudia (2012). Niedriglohnbeschäftigung 2010.<br />
412<br />
Vgl. Kalina, Thorsten; Weinkopf, Claudia (2010). Niedriglohnbeschäftigung 2008; Kalina, Thorsten;<br />
Weinkopf, Claudia (2012). Niedriglohnbeschäftigung 2010; Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2009): Pressegespräch<br />
„Niedrigeinkommen und Erwerbstätigkeit“ vom 19. August 2009: 15.<br />
413<br />
Vgl. Eichhorst, Werner; Kuhn, Andrea; Thode, Eric; Zenker, Rosemarie (2009). Traditionelle<br />
Beschäftigungsverhältnisse im Wandel: insbesondere 11 und 15 ff.<br />
414<br />
Vgl. Joebges, Heike; Logeay, Camille; Sturn, Simon; Zwiener, Rudolf (2009). Deutsche Arbeitskosten im<br />
europäischen Vergleich.<br />
415<br />
Vgl. Eichhorst, Werner; Marx, Paul; Thode, Eric (2010). Atypische Beschäftigung und Niedriglohnarbeit.<br />
184<br />
7,07<br />
6,89<br />
7,21<br />
7,41<br />
7,89 7,74 7,94 7,92<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
*Zahl der Niedriglohnbeschäftigten unter abhängig Beschäftigten (inkl. Schüler/innen, Studierenden und Rentner/innen; bun<strong>des</strong>einheitliche Niedriglohnschwelle<br />
in Höhe von 9,15 Euro)<br />
Quelle: Kalina, T./Weinkopf, C. (2012): Niedriglohnbeschäftigung 2010: Fast jede/r Vierte arbeitet für Niedriglohn, IAQ-report, Nr. 1, S. 6.