Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

einem Script von Ragnar Hylten-Cavallius) gilt heute noch als
eines der bittersten Filmdokumente über sexuelle Ausbeutung
und fehlgeleitete Leidenschaften. "Juninatten" erweiterte auch
Ingrids Repertoire an Charakteren: im Rückblick nach Jahren
muss festgestellt werden, dass diese Leistung ihren Platz ganz
weit oben in ihrem Leistungsausweis hat.
Sie wurde als Kerstin Nordback verpflichtet, eine freidenkende
Frau in einer schwedischen Kleinstadt, liiert mit Nils,
einem grobschlächtigen und gewaltbereiten Mann, der sie mit
einem Schuss in die Herzgegend beinahe umgebracht hätte,
als sie ihn verlassen wollte. Durch eine schwierige Herzoperation
gerettet, erscheint sie im Gericht und plädiert für ihren Ex-
Geliebten um Nachsicht, weil sie selbst die Verantwortung für
das Geschehene zu tragen habe: "Alles was ich wollte, war
eine Affäre..." – ein mutiges und offenes Geständnis, das ihr
nichts als öffentliche Schande einträgt. Sie ändert ihren Namen
in Sara und zieht nach Stockholm, findet Arbeit in einer Apotheke
und (mit einem Seitenblick auf "Die vier Gesellen") teilt
in einer Pension ihre Unterkunft mit drei andern Frauen, die
ebenfalls Männerprobleme haben.
Hier nun beginnt der Sinn des Films klar zu werden,
denn jede der drei Frauen ist ein Opfer von sexuellem Missbrauch
durch ihren Freund. Selbst ein sanfter und menschlicher
Arzt namens Stefan (Carl Ström) missbraucht seine Praxishilfe
für die schnelle sexuelle Befriedigung, und wie er von
Saras Geschichte erfährt, wird er vom Wunsch besessen, sie
zu treffen und kennenzulernen. Später erleidet sie eine nahezu
fatale Herzattacke durch den Schock, den sie erlebt, als Nils
wieder auftaucht und sie wieder missbraucht. Stefan pflegt sie
und bedrängt sie bald mit einer überstürzten Liebeserklärung,
der sie auch erliegt. Das Finale, wie sie zu einem Landausflug
durch frühsommerliche Blumenfelder wegfahren, lässt ahnen,
dass Kerstin – wie sie ja hiess – nun doch die Möglichkeit zu
echter Liebe im Leben gefunden habe. Aber die andern Frauen,
deren Beziehungen zerstört waren, müssen den rechten Mann
finden, wie Kerstin – so jedenfalls wünschten sie es sich alle in
dieser legendären Juninacht.
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