Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Es war eine bittere und anwachsende Ironie des
Schicksals, dass sie Pia in Hollywood als eine Art Last und Eindringling
in ihre Karrierepläne empfand, während ihre Rossellini-Kinder
für sie einen Hort der Zuflicht und der erbaulichen
Verantwortung in Italien darstellten, wo ihre Karriere so enttäuschend
verlief. Ein aussagekräftiges Beispiel dafür wurde
vom Journalisten William Safire, damals Armee-Korporal beim
American Forces Network, aufgezeichnet. Wie dieser sich später
in allen Einzelheiten erinnerte, berichtete sie lebhaft und
aufgestellt über ihre Arbeit und ihr Leben – bis Rossellini den
Raum betrat und sie einen abrupten Wandel vollzog, indem sie
unterwürfig wurde und ihm in allem und jedem beipflichtete,
als fürchtete sie sich, sich in Gegenwart ihres Mannes selbst
auszudrücken.
Im zweiten Halbjahr 1952 war Ingrid Vollzeitmutter,
während Roberto sich darauf vorbereitete, im Dezember in der
San Carlo Opera in Neapel eine Produktion von Verdis "Othello"
zu leiten. Auf der Reise dorthin trafen die Rossellinis zufälligerweise
den Dichter Paul Claudel und den Komponisten
Arthur Honegger. Ingrid besass eine Aufzeichnung von deren
religiösem Oratorium "Jeanne d'Arc au Bûcher" , das 1938
uraufgeführt wurde, und als sie ihre Bewunderung dafür zum
Ausdruck brachte, schlugen ihr die Autoren vor, es auf einer
Europa-Tournée aufzuführen. Die Rolle der Jeanne war keine
Singrolle; Chor und Orchester sorgten für die Musik, während
Jeanne in Versen über ihr Leben und den Prozess meditierte.
Roberto erkannte, dass sich hier seiner Frau eine ideale Chance
bot, weshalb man übereinkam, das Projekt später im Jahr
an die Hand zu nehmen. Wen wundert's, dass sich Ingrid für
das Projekt begeistern konnte? "Da war sie ja, meine liebste
Heilige kam mir einmal mehr zu Hilfe!"
Während der Vertrag ausgehandelt wurde, schwamm
Ingrid im Meer und spielte mit ihrer Nichte Fiorella, jetzt siebzehnjährig
und wie eine Tochter zu ihr, Ping-Pong. Ingrid
sprach schon ausgezeichnet Italienisch und arbeitete fleissig
an ihrem Französisch, denn für Roberto stand fest, dass sie
eines Tages ein Appartement in Paris haben und dort filmen
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