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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Amerika liess sich die von katholischer Seite finanzierte National<br />

Legion of Decency, deren Macht den finanziellen Erfolg<br />

eines mit dem Bann belegten Films ohne weiteres ruinieren<br />

konnte, erstaunlicherweise wie folgt vernehmen: "Es ist unsere<br />

Politik, einen Film inhaltlich zu beurteilen, und nicht die<br />

darin auftretenden Schauspieler." Und damit – oh Wunder –<br />

wurde "Stromboli" zur öffentlichen Vorführung zugelassen.<br />

AM 15. FEBRUAR BRACHTE RKO den Film heraus. Trotz<br />

einer Werbekampagne, die aus dem angeblichen Dolce vita<br />

von Regisseur und Star Kapital zu schlagen versuchte, wurde<br />

er vernichtend abgeschmettert – nicht <strong>als</strong> unmoralisch, sondern<br />

<strong>als</strong> künstlerisch "schwach, unklar, nichtssagend und<br />

peinlich banal", ein Urteil, dem nur schwer zu widersprechen<br />

war. So kam <strong>Ingrid</strong> erstm<strong>als</strong> in ihrem Leben zu schlechten<br />

Kritiken: ihr Spiel habe "keine Tiefe", ihr Ausdruck sei "leer".<br />

Jahre danach wird "Stromboli" – einzig in seiner Hughes-Version<br />

verfügbar – <strong>als</strong> armselig konzipiert und echt<br />

langweilig bezeichnet; und Rossellinis Anweisungen zum definitiven<br />

Schnitt – so sie überhaupt befolgt wurden – haben<br />

wohl auch nichts verbessert. Was <strong>Ingrid</strong>s schauspielerische<br />

Leis<strong>tu</strong>ng betrifft, ist klar, dass ihr Image neu beurteilt wurde,<br />

und nicht ihre Kunst: sie portraitierte Karin mit kontrollierter<br />

Panik <strong>als</strong> wäre es ein Handbuch über die Darstellung von<br />

Sehnsucht und Hass auf eine feindselige Gesellschaft.<br />

Während den ersten paar Tagen lockte der Film in 19<br />

Städten Massen in die Kinos, doch verblasste der Zustrom<br />

schnell bis zur Bedeu<strong>tu</strong>ngslosigkeit – ausser in den grossen<br />

Filmtempeln. Aber für den Entscheid, ihn zurückzuziehen, waren<br />

zwei sehr unterschiedliche Kriterien massgebend. Wo der<br />

Film an den Kassen keine Zugkraft hatte, wurde er mit der<br />

Begründung abgesetzt, dass <strong>Ingrid</strong> eine unmoralische Person<br />

sei, deren Werk nicht aufgeführt werden dürfe. Aber wo er<br />

Kasse machte, blieb er im Programm <strong>als</strong> Zeichen des Widerstands<br />

gegen jede Unterdrückung der künstlerischen Freiheit.<br />

"Wie können die sich öffentlich und unverschämt so heuchle-<br />

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