Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

sie zu entwerfen, doch verschiedene Szenen, in welchen sie
z.B. eine Unterschrift leisten oder einen Teekrug reinigen
musste, erforderten Nahaufnahmen von ihren Händen. Als
Gibson, Corman und der Filmer Adam Greenberg ihr besorgt
anboten, für Nahaufnahmen ihrer Hände problemlos ein Double
einzusetzen, sagte sie nein, sie wolle das Problem anderweitig
lösen.
Jeweils abends vor den Aufnahmen für eine solche Szene
nahm sie einen Infusionsständer zu Hilfe, an welchem ihr
betroffener Arm während der ganzen Nacht hoch gehängt wurde,
sodass das Wasser aus dem Arm zurückfliessen konnte. Mit
dem vorübergehend abgeschwollenen Arm eilte sie am Morgen
früh ins Studio. "Seht her!", rief sie dem Produzenten und Regisseur
aufgeregt und mit einem triumphierenden Lächeln zu,
"machen wir die Szene doch schnell!" Das geschah auch, und
sie hatte ihre helle Freude daran – aber weil das Problem sich
schnell wieder einstellte, hatte sie noch einige weitere Nächte
mit hochgehängtem Arm vor sich.
Ihre Leistung war ein kleines Wunder, denn Ingrid verlor
sich mit unglaublicher Intensität in ihrer Rolle. Ihre Golda
war eine Kombination aus Charme und gespielter Tapferkeit,
aus Würde und Unsicherheit. Wie die Premierministerin
schmauchte sie ihren Weg kettenrauchend durch Israels Küchen
und Hinterzimmer, und die Räder in ihrem Kopf drehten
unaufhörlich. Ihre Stimme, wie ein Zuschauer es sagte, habe
wie "in Autorität gebetteter Kies" geklungen. Drei Wochen
nach ihrem Tod erhielt Ingrid Bergman von der Academy of
Television Arts and Sciences den Emmy als beste Hauptdarstellerin
in einer limitierten Serie oder einem Sonderprogramm.
"A Woman Called Golda" wurde auch als die beste
dramatische Sondersendung der Saison erwähnt.
Ein Tag während der Produktion hob sich aus allen andern
heraus – das Shooting der Szene, in welcher Golda von
ihrem Arzt erfährt, dass sie an einer bösartigen Krankheit leidet.
Ingrid hatte Ende August eben ihren 66. Geburtstag gefeiert,
und der Regisseur und seine Crew waren verständlicher-
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