Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

BOB CAPAS PLÖTZLICHER TOD im Mai 1954, als er einer
Landmine in Indochina zum Opfer fiel, umnebelte Ingrids
Gemüt mit anhaltendem Kummer, der nur von den Kindern
durchbrochen wurde. Sie hatte Capa während Jahren nicht
mehr gesehen, doch ihre Zuneigung zu ihm hatte sich nach
und nach in einer Ecke ihres Herzens eingenistet, wie sie Ruth
und Kay schrieb. Und Roberto, der auf alle seine Vorgänger
eifersüchtig war, bot ihr keine Stütze.
Am 2. Oktober kamen Ingrid, Roberto, die Kinder und
ein kleiner Stab von Helfern in London an, und drei Wochen
später hatte "Joan of Arc at the Stake" Premiere im Stoll
Theatre für insgesamt 29 Vorstellungen. Die Produktion wurde
von den Kritikern allgemein als Synthese von Stilen, geschmäcklerisch
erarbeitet und statisch bezeichnet. Ingrid wurde
respektvoll (aber nicht überzeugend) gelobt, wobei einige
Stimmen sie als unverständlich und in schlechter Bühnenverfassung
empfanden.
ABER DIE REAKTION der Stockholmer Presse zu Beginn
des folgenden Jahres war weit frostiger. "Jeanne", die am 17.
Februar 1955 im Konserthus Premiere hatte, wurde von der
Presse zerfetzt, und deren führender Kritiker nutzte die Gelegenheit,
Charakter und Persönlichkeit der einheimischen Tochter
zu demontieren. "Sie reist herum und stellt sich für Geld
zur Schau", schrieb Stig Ahlgren im 'Vecko-Journalen'. "Der
Zirkusdirektor ist Rossellini, mit dem sie drei Kinder und einen
Rolls-Royce hat. Sie ist sehr gut bezahlt, obschon sie nichts
verdient, denn sie ist nicht einmal eine Schauspielerin, geschweige
denn eine Künstlerin." Da gab es noch Schlimmeres,
wobei praktisch alles auf ihr Privatleben abzielte; Ahlgren zum
Beispiel ging so weit, Ingrids hohe Absätze und die Kleidung
der Kinder zu kritisieren.
Nach Rücksprache mit Edvin Adolphson, mit dem sie ein
freundschaftliches Wiedersehen hatte, beschloss Ingrid, zurückzuschlagen.
Nach einer Wohltätigkeits-Matinée zugunsten
von Kindern, die der in Schweden so schlimm verlaufenen Kin-
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