Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ALS INGRID VON MCDONALDS ungeheuerlichem Vorgehen
erfuhr, war sie verzweifelt. Inzwischen hatte McDonald
mit dem Hollywood-Anwalt Gregson Bautzer, einem grossen,
braungebrannten, athletischen Salonlöwen Kontakt aufgenommen,
zu dessen Klientschaft u.a. Howard Hughes und
Louella Parsons zählten und der Stars wie Joan Crawford, Lana
Turner und Ginger Rogers vertrat. Bautzer war beauftragt,
McDonald zu entlassen, der laut protestierend nachhause
hinkte, er habe doch nur im besten Interesse seiner Klientin
gehandelt.
Inzwischen hatte sich Petter einen Vorteil ergattert, indem
er am 28. Oktober ganz einfach die amerikanische
Staatsbürgerschaft annahm. Ingrid war nun eine im Ausland
domizilierte Ausländerin, die gegen ihren amerikanischen
Ehemann nebst Tochter klagte. Er begann nun über seine eigenen
Anwälte zu verhandeln, die verlangten, dass a) Ingrid
ihre Tochter nur in den Vereinigten Staaten besuchen dürfe;
b) dass Linström zu 50 % an den Gehaltszahlungen und Gewinnbeteiligungen
aus "Stromboli" beteiligt werde; und c)
dass Ingrid bei der materiellen Auseinandersetzung am Benedict
Canyon Anwesen und den gemeinsamen Aktiven nur zu
einem Drittel beteiligt werde – welchen Anteil Petter auf
$ 50'000 bezifferte.
Als diese Botschaft in Rom eintraf reagierte Rossellini
zuerst und zwar mit einem seiner bühnenreifen Wutanfälle.
Wie üblich stak er tief in den Schulden; Ingrid hatte kein Geld
und auch keine Aussicht auf welches; ihre Lebenskosten und
Berufsauslagen waren enorm; und in drei Monaten war ein
Säugling fällig – von dem die Welt noch keine Ahnung hatte.
Jede Erwähnung der bevorstehenden Geburt hätte den Kassenerfolg
des Films torpediert, hätte wie eine Einladung zum
massiven Boykott gewirkt. Das war die Macht der Sittenwächter
im Nachkriegs-Amerika.
DIE GERÜCHTE UM INGRIDS Schwangerschaft begannen
schliesslich unweigerlich zu kursieren, und Ende Novem-
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