Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

hen – und noch weniger, sie in Kunst umzusetzen.
Während seines ganzen weiteren Lebens vertraute
Hitchcock seinen Freunden ein deftiges Märchen an, das in der
Schmiede seiner überbordenden Fantasie entstand: Es war die
fantastische Erzählung von Ingrids hysterischer Weigerung,
nach einer Party in seinem Heim sein Schlafzimmer zu verlassen,
bevor er sie befriedigt hatte. Wäre diese Erfindung nicht
so pathetisch, wäre sie amüsant, aber Hitchcock schilderte
damit, was er als die emotionale (wenn nicht buchstäbliche)
Wahrheit ihrer Beziehung betrachtete. Er und Ingrid (glaubte
er von ganzem Herzen) wären das perfekte Paar, wenn nur –
na ja, schliesslich lässt er sie in "Spellbound" sagen: "Wir sind
alle nur Bündel von Hemmungen".
WÄHREND DER GANZEN FILMARBEIT tat sie natürlich
nichts, was seinen amourösen Neigungen hätte Vorschub leisten
können, aber ihre Zurückhaltung hatte den gegenteiligen
Effekt. Er verstand das als vorsichtige Diplomatie und verdoppelte
seine Anstrengungen, sie fest in sein Leben einzubinden.
Dazu entwickelte er ihr die Grundzüge von "Notorious" und sie
ging spontan darauf ein. Als Selznick davon erfuhr, erinnerte
er beide höflich daran, dass sie bei ihm unter Kontrakt stünden
und dass Entscheide über Projekt und Besetzung in seinem
Zuständigkeitsbereich lägen – obschon auch er Hitchcocks
Ideen sehr zugetan war.
"Hitchcock war einer der wenigen Regisseure, die sich
Selznick gegenüber behaupten konnten", erinnerte sich Ingrid,
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"und Selznick liess ihn in der Regel gewähren. Wenn er
zum Set herunterkam, stoppte der Kameramann plötzlich
und Hitchcock sagte, der Kameramann könne nicht
weiterfahren. Er wisse nicht was los sei, sagte er Selznick:
'Sie arbeiten daran, sie arbeiten daran.' Schliesslich
ging Selznick seines Wegs und wie durch ein Wunder
bewegte sich die Kamera plötzlich wieder. Das war
Hitchs Art, mit Störungen umzugehen, und trotzdem