Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

sie die Bibel öffnete, um daraus zu lesen, begann ihre Stimme
zu zittern und ihr Ton wurde brüchig. Im Publikum flossen an
diesem Abend viele Tränen, als sie Kapitel fünf aus dem Matthäus-Evangelium
las, in welchem Jesus über Liebe und Vergebung
für den Feind sprach.
"Die Rolle von Julie", schrieb Brooks Atkinson in der Times
, "macht uns mit einer jungen Schauspielerin von ausserordentlicher
Begabung und Fähigkeit bekannt....Sie hat einen
leichten Akzent. Sie ist auch eine makellose Schönheit punkto
Figur und Auftreten, hat wache Augen, einen sinnlichen Mund,
eine angenehme, modulierbare Stimme, die man hört. Und
ausserdem scheint sie die vollständige Kontrolle über die Rolle
zu haben, die sie spielt. Miss Bergman hält ihre Rolle lebendig
und lässt sie immer wieder in voller Schönheit aufleuchten."
Atkinson, der von talentierten Anfängern nicht leicht zu
überzeugen war, fügte dem ein paar Tage später noch bei:
"Ingrid Bergman, die erstmals auf der englischsprachigen
Bühne steht, spielt mit unvergleichlicher Schönheit. Sie ist persönlich
sehr hübsch und schenkt Julie eine wache, pulsierende geistige Anmut.
Man hält sich gerne zurück, eine Schauspielerin bei ihrem ersten
Auftritt zu sehr zu loben, aber die Zeit wird kommen, wo es uns
schwerfallen wird, Miss Bergman noch genügend zu würdigen. Es ist
etwas ganz Entzückendes an der Art, wie sie Julies Charakter zum
Leuchten bringt.“
Der Grundtenor des Kritiker-Beifalls wurde von Ernest
Lehman auf den Punkt gebracht, einem Autor, der damals für
den Hollywood Reporter und das Magazin Dance über Dramen
berichtete (und der im Laufe des folgenden Jahrzehnts zu einem
von Hollywoods bedeutendsten Filmautoren wurde): "Miss
Bergman erzielte einen grandiosen Triumph durch ihre anziehende
Persönlichkeit, ihre frische Schönheit und ihre solide,
glänzende Leistung."
WÄHREND DEM STURM AUF "LILIOM" in diesem Frühjahr
schloss Ingrid Freundschaften mit Schauspielern und New
Yorker Presseleuten, die sie mit ihrem Charme nach und nach
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