Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ken zu erkennen war), Qualitäten also, die auch Petter durchaus
zu bieten hatte. "Für eine Waise wie Ingrid," sagte ihr
Zeitgenosse, Bertil Lagerström, "muss Lindström echte Sicherheit
bedeutet haben" – speziell, könnte man beifügen, mit der
Überzeugungskraft und Unbeugsamkeit, die er verströmte.
Petter war nicht der einzige redegewandte und überzeugende
Dozent der Geschichte, der seine Talente ausserhalb des Hörsaals
einsetzte, wo er manchmal (nach Auffassung einer seiner
Zuhörerinnen, Alice Logardt-Timander) von den Studenten
sehr gefürchtet wurde. Er hatte es eben so an sich, überall zu
dominieren.
"Es war nicht Liebe auf den ersten Blick," sagte Ingrid
später vom Anfang dieser Beziehung, "aber es entstand etwas
daraus, was für uns beide sehr wichtig wurde und ohne das wir
nicht mehr leben wollten." Vielleicht dachte sie an Edvin, als
sie hinzufügte, "Und trotzdem ich die jungen Männer am Theater
mochte, fühlte ich, dass ich mich auf seinen gesunden
Menschenverstand besser verlassen konnte." Im Frühsommer
1934 sahen sie sich sehr oft. Sie dinierten und tanzten an den
Samstag Abenden und am Sonntag streiften sie dem Hafen
entlang und durch die ruhigen Gefilde des Djurgårdens, das
ehemalige Jagdrevier der königlichen Familie, wo später Nobel-
Residenzen, ein Vergnügungspark wie das Kopenhagener Tivoli
erstellt wurden, wo historische Exponate, detailgetreu wiederhergestellte
Bauten den ursprünglichen schwedischen Lebensstil
erahnen liessen und auch Reitwege angelegt waren. Zum
Sonntags-Lunch oder Nachmittagstee begaben sie sich zum
Hasselbacken, einem eleganten Ort, wo sich die fröhliche jugendliche
Kundschaft und ein Tanzorchester am Abend Stelldichein
gaben, und abwechslungsweise wanderten sie mit einem
Picnic-Lunch in der Tasche durch die Wälder, Petter mit
seinem mit Ziegelsteinen gefüllten Rucksack, von dem er sagte,
dass er beim Wandern seine Muskeln stärke. Edvin traf sie
nun vielleicht noch einmal in zwei Wochen.
"Vor dir konnte ich mit niemandem über mich reden,"
sagte Ingrid zu Petter, der sich Jahre später erinnerte: "Ich
hörte ihr zu. Ich erfuhr, dass sie eine sehr schwere Jugend
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