Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Und Alfred Hitchcock sandte herzliche Feriengrüsse und
beschwor Ingrid, immer alles in den richtigen Proportionen zu
sehen: "Schliesslich dauert nichts ewig, und die Menschen
vergessen schnell."
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Aber die Menschen vergassen gar nicht schnell.
"Wurde ich einst so geliebt, war ich nun zutiefst verhasst,"
schilderte Ingrid diese Zeit. Während des vergangenen
Jahrzehnts steigerte sich ihr öffentliches Ansehen schrittweise
bis hin zur totalen Identifikation mit Schwester Benedict und
der Heiligen Jeanne. Aber der Heiligenschein wurde zur
Schlinge, und nun – oh Schreck – ist sie gefallen aus Liebe zu
einem Mann, der nicht der Ihre war und von dem sie nun ein
Kind erwartete. Und dies sei – wie es hiess - nicht nur ihre
Privatsache. Massen von sogenannten Durchschnittsamerikanern
hatten sich in sie verliebt, in ein Symbol für moralische
Stärke, und fühlten sich nun betrogen und verunsichert über
sich selbst und ihre Zukunft.
1939 wurde Ingrid Bergman als frischgesichtiges Mädchen
gefeiert, "edel, graziös, unprätentiös und geistvoll", das
alles repräsentierte, was Amerika liebte und brauchte. Sie war
damals verheiratet und Mutter, aber am häufigsten wurde sie
mit dem Wort "unschuldig" beschrieben, womit in einem magischen
Sinne so etwas wie "jungfräulich" gemeint war.
Aber 1949 machte sie klar, dass sie überhaupt keine
Nonne war und keineswegs beabsichtigte, für den Film-Mythos
zur Märtyrerin zu werden. Und so wurde sie zur übelsten aller
Sünderinnen erkoren, einer Abtrünnigen, deren "mächtiger
Einfluss auf das Böse" bald nicht nur in Kirchen und Schulen,
sondern auch im Amerikanischen Senat verdammt würde.