Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Hollywood wurde als Hure verurteilt und widerrechtlich im Feuer
der öffentlichen Diffamierung verbrannt. Nur sie konnte das
Ausmass einer gerechtfertigten Kritik ermessen und das neurotische
Übermass erkennen. Aber der Gerichtshof der öffentlichen
Meinung sprach das Urteil, und dieses war nahezu fatal.
Die Verurteilung nahm ihren Anfang zu Beginn der
"Stromboli"-Produktion, als Ingrid einen Brief von Joseph I.
Breen, dem Direktor der Motion Picture Production Code Administration
– dem selbsternannten Wachhund über die moralische
Reinheit Amerikas erhielt. "Kürzlich", begann er,
"hat die amerikanische Presse einen ziemlich weitgestreuten
Bericht veröffentlicht, wonach Sie sich von Ihrem
Ehemann scheiden lassen, Ihr Kind im Stich lassen
und Roberto Rossellini heiraten.
Unnötig zu sagen, dass diese Berichte bei weiten Teilen
unseres Volkes grosse Bestürzung hervorrufen,
werden Sie doch als unsere First Lady des Films betrachtet
– sowohl als Mensch wie auch als Künstlerin.
Von allen Seiten kommen mir nur Schreckensreaktionen
auf ihre diesbezüglichen Pläne zu Ohren...
Solche Berichte werden sich nicht nur negativ auf Ihr
Renommé auswirken, sondern möglicherweise auch
Ihre Karriere als Filmschauspielerin zerstören. Sie
können die amerikanische Öffentlichkeit derart gegen
Sie aufbringen, dass Ihre Filme ignoriert und Ihr
Marktwert (an den Kinokassen) dadurch ruiniert werden."
Sogar Walter Wanger sprang mit einem einmalig scharfen
Telegramm auf den Moralistenzug auf. Aus Angst, dass der
Erfolg von "Joan of Arc" durch ein Boykott durch Kirche und
Erziehungs-Organisationen geschmälert werden könnte, beklagte
er sich:
"Ich habe eine Rieseninvestition gemacht, die meine
Zukunft und die meiner Familie in Gefahr bringt, wenn
du dich nicht benimmst... Wir beide tragen Verantwor-
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