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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Aber der Film wäre so oder so nicht zur Konkurrenz geworden,<br />

denn die fertige Geschichte im nebelverhangenen viktorianischen<br />

London (alles in Culver City gedreht) stellte eine<br />

glänzende Leis<strong>tu</strong>ng aller Beteiligten dar – in andern Worten:<br />

der Film hatte alles, was in "Wem die S<strong>tu</strong>nde schlägt" und "Saratoga<br />

Trunk" vermisst wurde. Das Script (von John Van<br />

Druten, Walter Reisch und John L. Balderston) baute die Spannung<br />

systematisch auf und entfaltete seine Charaktere mit<br />

raffinierter Sparsamkeit. Cukor, vor allem an Haute Cou<strong>tu</strong>re-<br />

Komödien gewöhnt oder stimmungsvolle Geschichten für etablierte<br />

Hollywood-Damen, führte seine Truppe ruhig aber mit<br />

peinlicher Detailtreue. Boyer verlieh der Person des bösartigen<br />

Ehemanns einen ölig-dumpfen Charme von frostiger Glaubwürdigkeit.<br />

Joseph Cotten unterspielte auf sympathische Art<br />

die Rolle eines Detektivs. Und in ihrem Filmdebüt verwandelte<br />

die dam<strong>als</strong> siebzehnjährige Angela Lansbury die Rolle des kessen<br />

Hausmädchens in eine glänzende Minia<strong>tu</strong>r von frecher<br />

Bosheit.<br />

Aber <strong>Ingrid</strong> hatte den dornenvollsten J<strong>ob</strong>, denn die Rolle<br />

der Paula Alquist musste sorgfältig nuancieren zwischen<br />

glaubhafter und sympathischer Wirkung, nicht nur melodramatisch<br />

in ihrer Hysterie und irritierend in ihrer Fragilität. Vom<br />

ersten Tag an realisierte <strong>Ingrid</strong>, dass diese Frau nicht <strong>als</strong> eine<br />

willige Komplizin ihrer eigenen Qual dargestellt werden konnte<br />

– die sie ja nicht war. Es brauchte Rückblendungen auf die<br />

junge Paula, das Mädchen das gerne tanzte und sang und das<br />

sich im Gesangsunterricht verzehrend in seinen Korrepetitor<br />

verliebte. Sie musste das psychische Leiden in eine etablierte,<br />

starke Frau einbringen, die sich an ihr früheres Glück erinnerte<br />

– nur so konnte ihre Notlage quälender und ihr schliesslicher<br />

Triumph erhebender zum Ausdruck kommen.<br />

In dieser Beziehung hatte <strong>Ingrid</strong> <strong>Bergman</strong>s Na<strong>tu</strong>r eine<br />

betont mutige Seite. Vielleicht teilweise bedingt durch ihre<br />

wiederholten Kindheitserlebnisse um menschlichen Verlust und<br />

den daraus resultierenden Zwang, auf die eigenen Beine zu<br />

stehen, wurde sie zu einer Frau, der blosse Gegnerschaft<br />

nichts anhaben konnte. Bei der Lektüre der Geschichte jener<br />

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