Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

schon damals in einer Vielzahl von Kostümen präsentierte,
während Vaters Apparate klickten und surrten. Dank ihres Vaters
war sie schon in ihrer Kindheit vielleicht das meistfotografierte
Kind Schwedens. An ihrem ersten Geburtstag stand sie
locker und lächelnd vor Papas Kamera und winkte mit den
Händchen in freudiger Erregung über die ihr zuteilwerdende
Aufmerksamkeit. Zu Weihnachten 1917, sie war damals zweijährig,
fotografierte Justus sie und Frieda auf der Treppe zum
Königlichen Theater, in nächster Nähe zu ihrem Heim.
Zu Beginn des Jahres 1918 wurde die fröhliche Routine
des Bergman-Haushalts jäh unterbrochen. Mit Fieber und
Übelkeit musste Frieda für ein paar Tage das Bett hüten. Zunächst
dachte niemand, sie leide unter mehr als einem neuen
"Magensäure-Anfall", der üblichen Diagnose einer Befindlichkeit,
die nachgerade chronisch wurde, speziell nach den üppigen
Mahlzeiten der Ferienzeit. Aber am zwölften Januar war sie
in einer ununterbrochenen Agonie, und um Ingrid diesen Anblick
zu ersparen, wurde sie zu Onkel Otto und Tante Hulda
mit ihren Kindern geschickt.
Friedas Zustand verschlechterte sich mit jeder Stunde,
ihr Gesicht verfärbte sich gelb, sie erbrach sich heftig und litt
unter starken Bauchschmerzen. Der herbeigerufene Arzt diagnostizierte
eine Gallenblasenerkrankung und wies sie unverzüglich
ins Spital ein. Aber noch während ihr Transfer organisiert
wurde fiel sie ins Koma. Am Donnerstag, 18. Januar wurde
ihr Atem sehr schwach und unregelmässig. Nach einem
zermürbenden Kampf während des ganzen folgenden Tages
starb Frieda Bergman am Freitag um zehn Uhr abends ohne
das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Sie war 33 Jahre alt.
"Ich kann mich an meine Mutter überhaupt nicht erinnern",
sagte Ingrid oft. "Vater filmte mich auf ihrem Schoss als
ich jährig war, und dann wieder mit zwei Jahren – und mit drei
Jahren filmte er mich, wie ich Blumen auf ihr Grab legte." Diese
kurze, spezielle Friedhofszene, die auf Film überlebt hat,
mag Justus Bergmans Art gewesen sein, wie er sein Hobby
nutzte, um mit seinem Schmerz fertig zu werden, der ihn wäh-
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