Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

sah geflissentlich die massgebenden Produzenten, machte den
Stars keine Komplimente und verzichtete generell auf die
komplexen Rituale der Bewunderung, wie sie von der Liturgie
des Gesellschaftslebens von Hollywood vorgeschrieben waren.
"Ich brauche für meine Filme keine Stars", sagte er, "aber ich
habe nichts gegen Miss Bergman, nur weil sie ein Star ist."
Eine seltsame Ironie wollte es, dass Wilders Gäste an
diesem Abend genau den erwünschten Eindruck gewannen:
der scheue Rossellini war erschlagen von all der Aufmerksamkeit,
die ihm zuteil wurde! "Die Wahrheit", nach einem der
Rossellini-Kinder, "war, dass mein Vater schon immer einen
ausgeprägten Hass gegen Hollywood empfand."
Mit andern Worten: er brauchte Hollywood-Finanzen,
aber er mochte die Leute nicht, die er auch nicht respektierte.
In Übereinstimmung mit dem, was er eine Woche danach sagte,
wonach er Hollywood nicht als wirklich schrecklich betrachte,
wirkte dieser Kommentar nur 'mal nicht gerade sonderlich
begeisternd: "Es ist ein grossartiger Ort – wie eine Wurstfabrik,
die feine Würste produziert. Trotzdem, ich kehre nach Italien
zurück, wo ich meine Freiheit habe."
Die Lindströms behandelte Roberto mit der Quintessenz
seines lateinischen Charmes. "Er war so warmherzig und ausgelassen",
erinnerte sich Ingrid an ihre ersten gemeinsamen
Wochen, wenn er in stotterndem Englisch sprach. "In seiner
Gesellschaft fühlte ich mich weder scheu noch unbeholfen oder
einsam. Er war ein offener Gesprächspartner, dem man gerne
zuhörte. Vor allem hatte er Leben, und er gab auch mir das
Gefühl, lebendig zu sein."
Und was fühlte Roberto für Ingrid, ausser dass er ihr
Talent brauchte und ihre Kraft zur Eintreibung Amerikanischer
Finanzen und ihre Bedeutung zur Erweiterung des Publikums
für seinen nächsten Film? Sein Liebesleben brauchte niemals
Zeit zur Entfaltung, und so bekannte er schon nach einer Woche
im Hause Lindström, dass er – auf seine Art – sehr in sie
verliebt sei. "Was Roberto wirklich wollte", sagte sein Freund
und Kollege, Sergio Amidei, "war Ingrid nicht für einen Film zu
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