Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Perkins vor der Kamera nicht so erscheine, wie im Leben: starr
vor Widerwillen bei der Berührung einer Frau. Sie fand sein
Missbehhagen völlig überflüssig, und die Konversation und
Gesten in der Garderobe waren absolut professioneller Natur.
Ingrid Bergman hatte wirklich kein Interesse daran, einen
schwulen jungen Mann zu verführen.
Perkins' Bemerkungen wiesen entweder auf eine hyperaktive
Fantasie oder aber auf seinen Wunsch hin, in die Rolle
des Tom in "Tee und Mitgefühl" zu schlüpfen, die er am Broadway
spielte; er mag sich gedacht haben, dass auch Ingrid ihre
Rolle in diesem Stück gerne ausspielen würde und ihn damit
ins heterosexuelle Leben führen könnte, das er sich zwar
wünschte, von dem er aber weit entfernt war. Perkins war in
einem bemitleidenswerten Zustand, in Angst darüber (wie so
mancher andere), dass ihn die Enthüllung seines Privatlebens
seine Karriere kosten würde. In Anlehnung an den Schlussdialog
in Robert Andersons Stück: wenn er später davon sprach –
was er auch tat – dann nicht im guten Sinne.
Was immer der Grund für Perkins' kleine Fiktion war,
sie schadete ihm selbst mehr als Ingrid, die darauf hinwies,
dass wenn sie wirklich eine Affäre mit jemandem im Cast von
"Goodbye Again" gesucht hätte, Yves Montand es hinreichend
klargemacht hatte, dass er verfügbar wäre. Aber, honni soit,
Ingrid Bergman war sehr glücklich verheiratet, hatte überhaupt
kein Interesse, sich einen Liebhaber zuzulegen und war
wohl für den Rest ihres Lebens mit niemand anderem mehr
intim, als mit Lars Schmidt. Und darin liegt natürlich das Problem:
wo es für's Geschwätz keine Beweise gibt, genügt oft die
Fantasie.
"Good Bye Again" war kein Kassenerfolg, denn der internationale
Filmstil machte zu Beginn der 1960er-Jahre wesentliche
Veränderungen durch – und im Zusammenhang damit
machte sich ein erheblicher Mangel an guten Rollen für
Schauspielerinnen von anfangs vierzig bemerkbar. Sie hätte
gerne den Sprung von ihren 45 Jahren zu 50 oder darüber gemacht,
erklärte Ingrid damals und danach immer wieder, denn
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