Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

zen. Ingrid entliess sie und Kay engagierte einen robusten Ersatz,
ebenfalls eine schwedische Immigrantin.
In Kalifornien erklärte Selznick Ingrid, warum das
Jeanne d'Arc-Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben werden
musste. Vor 500 Jahren haben Frankreich und England beschlossen,
die Jungfrau zu verraten, doch heute kämpfen sie
gemeinsam gegen Deutschland. Der speziellen Logik jener Zeit
entsprechend, musste somit in jedem Hollywood-Film im Hinblick
auf die Europäischen Nationen strikte Neutralität bewahrt
werden – sogar wenn sich die Geschichte vor 500 Jahren abspielte.
Selznicks wahrer Grund dafür war allerdings nicht so
diplomatisch, wie sie später erfuhr: seinen Anteil am Gewinn
aus "Vom Winde verweht" musste er mit seinem Schwiegervater,
Louis B. Mayer, bei MGM teilen (dem als Entgelt für die
Ausleihung von Clark Gable das Vertriebsrecht und die Hälfte
der Einnahmen am Film zustanden); ausserdem war "Rebecca"
noch nicht in den Kinos. Ein Film über Jeanne d'Arc war ein
weiteres kostspieliges Epos, weshalb Selznicks Finanzleute zur
Vorsicht mahnten.
Aber wenn nun schon keine Produktion über die Heilige
Jungfrau von Orléans möglich war, orchestrierte Selznick fleissig
seine Publizität für die Heilige Ingrid von Stockholm. Bosley
Crowther, einem Filmkritiker der New York Times, wurde das
einzige Manhattan-Interview des Monats gewährt, und am 21.
Januar (dem Tag vor Ingrids Abreise von New York nach Hollywood)
brachte die Zeitung einen Artikel unter dem Titel "Die
Dame aus Schweden".
"Das Liebchen eines Wikingers", begann Crowther,
"frisch geschrubbt mit elfenbeinener Seife, am ersten
warmen Frühlingstag auf einer vom Meer umspülten
Klippe Pfirsiche und Sahne aus einer Dresdener Porzellanschale
essend – das gibt einen guten Eindruck von
Ingrid Bergman"....Dieser Reporter setzte seinen Bericht
fort mit Schilderungen wie 'dass ihm noch kein
Star begegnet sei, der auch nur im Entferntesten mit
135