Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Bald danach reisten Ingrid und Lars für zwei Wochen
nach Schweden, wo ihn mehrere geschäftliche Termine erwarteten.
Dieses Jahr produzierte Lars einige Stücke in Europa,
worunter "Das Tagebuch der Anne Frank" und "Twelve Angry
Men" ; ausserdem bereitete er die Stockholmer-Premiere von
"My Fair Lady" vor. Genau so wichtig war ihm aber, Ingrid seinen
wertvollsten Besitz zu zeigen – die Zwei-Acre-Insel Dannholmen,
einige Meilen vor der schwedischen Westküste gelegen,
die er vor einigen Jahren gekauft hatte.
Eine der Voraussetzungen für eine Ehe zwischen ihnen,
machte Lars klar, sei Ingrids Bereitschaft, die Sommerferien
mit ihm hier zu verbringen. So kletterten sie in Fjällbacka, einem
verschlafenen Fischerdorf, in ein kleines Boot und stiessen
ab – Schatten ihrer ersten Überfahrt nach Stromboli – in
Richtung eines blanken Felsens in einem windgepeitschten Archipel
in der Nordsee. Aber beim Näherkommen erkannte Ingrid
bald, dass kein Vergleich mit der Vulkaninsel angebracht
war, wiewohl hier auch kein schwieriges Projekt auf sie wartete.
Eine blau-weisse See donnerte endlos gegen die farbigen
Felsen von Dannholmen, und den schneidenden Märzwinden
zum Trotz hatte diese Natur eine Reinheit, die Ingrids eigener
geistiger Strenge gefiel – nicht Lars zuliebe, wie er bald erkannte,
sondern weil die Insel ihren lange unterdrückten
Wunsch nach gelegentlicher Einsamkeit, Ruhe und Einfachheit
zu erfüllen versprach.
Auf einer kleinen Anhöhe erhob sich – einer einfachen
Salzbüchse gleich – eine Hütte mit einer kleinen Küche, einem
Schlafzimmer und einem gemütlichen Wohn-Ess-Raum. Eine
spezielle Anlage bereitete Seewasser zu Trinkwasser auf, aber
es gab da keine Elektrizität, weder Wasserleitungen noch Telefon.
Nach und nach richteten Ingrid und Lars modernen Komfort,
ein Gäste- und ein Arbeitszimmer ein. "Und mit Ingrid
kam das Telefon, denn sie wollte mit ihren Kindern natürlich im
Kontakt bleiben." Dennoch blieb Dannholmen eine antike, fast
zeitlose kleine Welt für sich. Ingrid hatte kein Heim, das ihr
mehr bedeutete, als dieser Ort, wo sie jene Stille und jenen
Frieden fand, welche die zermürbenden Nebenfolgen ihrer Be-
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