Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Feuerwerk von Blitzlichtern veranstalteten. Doch niemand erhielt
Zugang zur Suite 34, wo Polizeiwachen für die Sicherheit
der berühmten Mutter und ihres Kindes sorgten.
Bis zur Mittagszeit hatte sich die Szene wieder etwas
beruhigt, doch das Spiel war noch nicht zu Ende. Journalisten
wurden von ihren Auftraggebern ermächtigt, in einem Hotel
der Klinik gegenüber Zimmer zu mieten, von wo aus sie ihre
Objektive auf den Eingang der Klinik fokussieren und die Fassade
nach einem Fenster absuchen konnten, durch welches
eine grosse nordische Patientin eventuell einen Blick ins Freie
werfen würde. Aber Ingrids Gefangenschaft dauerte an, gesichert
durch die metallenen Rolläden ihres Zimmers, die während
ihres ganzen Klinik-Aufenthalts unten blieben.
Inzwischen wurden alle möglichen faulen Tricks versucht.
Den hierfür immunen Nonnen wurden Bestechungsgelder
für ein Bild angeboten. Ein Journalist brachte seine
schwangere Frau zur Klinik, doch wurden beide hinausgeworfen,
als sich herausgestellt hatte, dass die Frau noch mindestens
sieben Wochen vor dem Geburtstermin war. Ein Fotograph
kletterte vorsichtig am Wasserrohr zum Balkon von Ingrids
Zimmer hoch. Wieder ein anderer veranlasste eine Hebamme,
irgend ein Neugeborenes zu wägen, und dieses Bild
ging dann um die Welt mit der Legende: "Ist das Ingrids kleiner
Roberto?" Gleich daneben war ein Bild aus der "Stromboli"-Werbung
abgedruckt, das Ingrid mit traurigem Gesicht im
schäbigen, gestreiften Kleid zeigt, das sie in einer Szene trug:
"In der Villa Margherita hat Ingrid jetzt nichts zu lachen!"
Einige Zeitungen gruben Fotos von "Notorious" aus, die
Ingrid krank von der Vergiftung im Bett liegend zeigen ("Ingrid
erholt sich von ihren Qualen"). Wieder andere griffen in
ihre aktuelleren Dossiers und benutzten Bilder, die Ingrid vor
einem Jahr bei der Ankunft auf dem Römer Flughafen zeigten,
angesichts der sie erwartenden Presse mit vor Schreck weit
geöffneten Augen und mit neuem Titel: "Verängstigte Ìngrid
auf dem Weg ins Spital". Die einzigen Bilder mit echtem Bezug
zum Anlass zeigten Roberto, der einen Kameramann ins Ge-
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