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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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dritten Zeile hielt sie inne und reklamierte, dieser Text sei ungenau,<br />

jener unlesbar, dieser Satz unverständlich und jener<br />

einfach schlecht. Kotcheff, ein geduldiger junger Regisseur, der<br />

für das gelegentlich fragile Temperament der Schauspieler<br />

Verständnis aufbrachte, veranlasste <strong>Ingrid</strong> zu einer besonnen<br />

Gangart und versprach, sich vor den Aufnahmen noch um alle<br />

diese beanstandeten Stellen zu kümmern. Aber je mehr er sie<br />

hätschelte, desto forscher und kantiger wurde sie, bis Kotcheff,<br />

mit jedem Atemzug lauter werdend, brüllte: "<strong>Ingrid</strong>, hör' sofort<br />

auf mit dieser Hysterie! Mach vorwärts mit der Pr<strong>ob</strong>e und lies<br />

die Texte so, wie ich sagte – nichts ist in Stein gemeisselt! Es<br />

geht jetzt um's Timing – ich verspreche dir, wir werden diese<br />

Pr<strong>ob</strong>leme lösen, und wir werden – bitte fahr' fort und mach'<br />

vorwärts."<br />

Damit hatte er ihrer Beziehung auf sicher den Todesstoss<br />

gegeben, weshalb er Susskind anrief und ihm seinen<br />

Rücktritt bekanntgab. Aber am nächsten Morgen rief Susskind<br />

Kotcheff an, um ihm mitzuteilen, dass jedes Gerede um einen<br />

Rücktritt Unsinn sei. Er habe mit <strong>Ingrid</strong> gesprochen, die ihren<br />

Regisseur liebe und bewundere, ihn nicht verlieren möchte und<br />

alles zu <strong>tu</strong>n bereit sei, um zu kooperieren. Fortan verliefen die<br />

Pr<strong>ob</strong>en und Aufnahmen in aller Minne – und Kotcheff bestand<br />

darauf, ohne Besucher oder Crew weiterzumachen. Er wollte<br />

mit <strong>Ingrid</strong> <strong>als</strong> Paar arbeiten.<br />

Und dann hatte der Regisseur eine blendende Idee: für<br />

den fiktiven Liebhaber am andern Ende der Lei<strong>tu</strong>ng wurde ein<br />

Dialog erstellt, auf den <strong>Ingrid</strong> während den Pr<strong>ob</strong>en dann antwortete.<br />

Von da an waren Regisseur und Schauspielerin feste<br />

Freunde. "Wenn du ihr erlaubt hättest, mit diesem Benehmen<br />

durchzukommen", sagte Lars zu Ted, "hätte sie dir nie wieder<br />

geglaubt. Als du sie anschriest, wurde ihr klar: 'Aha, der Mann<br />

weiss genau was er will und was er <strong>tu</strong>t – und ich bin bei ihm<br />

sicher."<br />

Seit dem Ende der Rossellini-Ära, angefangen bei Jean<br />

Renoir und Anatole Litvak mit Elena und Anastasia wollte <strong>Ingrid</strong><br />

auf die Stärken ihrer Regisseure vertrauen können, und der<br />

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