Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Die Verliebtheit verlieh ihr diese Saison Flügel, stellten
ihre Freunde fest. Selbst wenn sie im Set nicht benötigt wurde
und zuvor bis spät nachts gearbeitet hatte, stand Ingrid morgens
um sieben im Studio, um Flemings wohlüberlegte und
doch frische Regie anderer Schauspieler zu verfolgen. Ausserdem
bereitete sie ihre eigenen Szenen intensiv vor und las
über Sitten und Verhalten viktorianischer Frauen quer duch
das gesellschaftliche Spektrum. "Sie sah immer aus, als würde
sie vor Gesundheit und Kraft noch platzen", erinnerte sich Ruth
Roberts, die während ihrer Dreharbeit ständig als Sprachtrainerin
an Akzent und Diktion mit Ingrid arbeitete. "Einmal
musste ich mit ihr eine Nacht (mit Alkohol und Nikotin) durchbringen,
weil sie am folgenden Morgen für eine Szene in "Dr.
Jekyll und Mr. Hyde" richtig ramponiert aussehen wollte. Am
Morgen stand sie so blühend da, wie immer, nur ich war am
Boden zerstört."
UND WIE ES SICH SO GAB, erfasste die Kunde von Ingrids
grossartiger Leistung ganz Hollywood noch während Fleming
und sein Autor "Jekyll und Hyde" den letzten Schliff verpassten.
Eine Gruppe von Regisseuren, die ihre Fortschritte
während dreier Filme verfolgt hatten, wollten nun auch den
neuesten sehen – und keiner war diesbezüglich gieriger als der
Engländer Alfred Hitchcock, ein weiterer Einwanderer in David
Selznicks Diensten. Dieses Frühjahr 1941 erhielt "Rebecca",
Hitchcocks erster amerikanischer Film, den Oscar als bester
Film des Jahres 1940. Die Statuette ging natürlich an Produzent
Selznick, der Hitchcock nun an United Artists, RKO, Universal
und Fox auslieh, und zwar zu Bedingungen, die noch
gigantischer waren, als die Gebühren, die er für Ingrid kassierte.
Hitchcock benötigte (wie auch Ingrid) für jedes Projekt
Selznicks Zustimmung, mit dem er sich regelmässig traf, um
neue Filmideen durchzubesprechen.
"Hitch erzählte mir", schrieb Selznick am 2. April Val
Lewton, seinem Westküsten-Autor,
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