Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

in ein paar Wochen eine Reise zu den schwedischen Gemeinden
in Minnesota zu unternehmen. Dort würde sie beim Besuch
von Farmen und Heimen von typischen Einwanderern gefilmt.
Zurück in Hollywood, würde sie dann (schwedisch für den Export
und englisch für die Archive des Büros) über den Patriotismus
ihrer Landsleute in der neuen Welt berichten. Damit
könnte den Schweden im Ausland die noble Haltung der
'Schweden in Amerika' (so auch der Filmtitel) vor Augen geführt
werden.
Am 2. Februar 1943 verliessen Ingrid, Pia und Mabel
Rochester per Bahn (Petter blieb noch mit Auspackarbeiten
beschäftigt zurück); nach einem kurzen Zwischenhalt in Chicago
langten sie tags darauf im eisigen Minnesota an, wo sich die
Temperaturen so um die zwanzig Grad unter null bewegten.
Empfangen wurden sie von Selznicks neuem Publicity Director
Joseph H. Steele, der auf der Stelle zu einem der grössten Bewunderer
Ingrids wurde. Gross, schlank und intelligent, alles
andere als der bekannte Typ des primitiven Hollywood "flacks"
(der Branchenbegriff für einen Werber), verliebte sich Joe sofort
in Ingrid – allerdings platonisch, denn er war verheiratet
und Ingrid hatte kein romantisches Interesse an ihm.
Aber sie bewunderte Joes Sprachbegabung sehr. Sein
Vater war Missionar in der Türkei und Joes Kindheit verlief
peripatetisch: mit sechs Jahren sprach er Türkisch, Arabisch,
Armenisch und Englisch, wozu später noch Französisch und
Italienisch kamen. Sie war aber auf diesem Gebiet auch geschickt:
ihr Englisch wurde merklich fliessender und sie übte
fleissig Französisch; diese Sprachen neben Schwedisch und
Deutsch wurden nach und nach ergänzt durch fliessendes Italienisch.
Ingrid schätzte an Joe auch seine Manieren sehr, seine
Ethik und seine Bewunderung für sie, seine Weigerung, sie der
zunehmend unersättlichen Presse und Oeffentlichkeit auszuliefern.
Zuerst stürzte ihn ihre sanfte Abwehr seiner subtilen Annäherungsversuche
in romantischen Trübsinn, so etwa wie bei
einem unglücklich verliebten Schuljungen, doch sehr schnell
erkannte er, dass eine dauerhafte kameradschaftliche Verbindung
– die er auch lebenslang danach zu ihr hatte – besser
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