Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

sicht schlug und seinen älteren Sohn, der Obszönitäten in die
Kameras maulte.
Die schwedische Presse begnügte sich mit
unbebilderten Berichten, war aber nichtsdestoweniger begierig
auf alles, was sich bot. Nachdem sie sich in den vergangenen
zehn Jahren mit Lob für Ingrid sehr zurückgehalten hatte,
rühmte sie sie jetzt als grosse, grosse Schauspielerin, die von
einem wahnsinnigen Italiener ruiniert worden sei. Eine Stockholmer
Zeitung ging andererseits so weit, sie als "einen Fleck
auf der schwedischen Flagge" zu bezeichnen. Starke Reaktionen
kamen aber von der einflussreichen Stockholmer Zeitung
EXPRESSEN , die sich entschieden gegen die Formen der Heuchelei
in dieser Sache wandte: "Hier in Schweden sehen wir es
allgemein so, dass Ingrid ehrlich die Konsequenzen aus ihrer
emotionalen Situation zog. Das ist den Reaktionen der Puritaner
vorzuziehen, die in Übereinstimmung mit einem heuchlerischen
Moralcode öffentliche Untadeligkeit verlangen." Und so
ging's, tagein tagaus, während Ingrid Bergman versuchte, zu
ihrem sogenannten Privatleben zurückzufinden.
Die letzte komische Demütigung geschah Mitte Februar,
als Roberto die Geburt des Kindes anmeldete und dessen
Taufe durch seinen Freund, den Mönch, der in seinem Film
Franz von Assisi spielte, vorbereitete. Das Kind wurde registriert
als Sohn von Roberto Rossellini – "Mutter zur Zeit unbekannt".
Diese beispiellose Zumutung entsprach einem italienischen
Gesetz, wonach jedes Kind einer verheirateten Frau als
Kind ihres Ehemannes betrachtet wird; da die Lindströms noch
immer nicht geschieden waren, wäre Petter als dessen Vater
zu betrachten, und technisch könnte sich also durchaus die
Frage nach der Vaterschaft stellen. "Ist es nicht lustig", brachte
es Ingrid mit Ironie auf den Punkt, "verrufen wie ich war,
bin ich jetzt plötzlich unbekannt! Nein – zur Zeit unbekannt.
Ich denke, das bedeutet wohl, dass wir ihnen – einmal verheiratet
– dann sagen können, wer die Mutter wirklich war!"
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