Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

im Alvin Theater an der West Fifty-second Street. "Endlich
spielte ich Jeanne. Ich verlor mich in dieser Rolle vollständig
und vergass meine innere Einsamkeit, denn während mein
Berufsleben erfüllt und aufregend verlief, war mein Leben zuhause
zurückgezogen und leer."
Vom siebten Lebensjahr an war die Jungfrau von Orléans
ihre historische Lieblingsfigur, und zur Vorbereitung auf
die Rolle, nach der sie sich so lange gesehnt hatte, las Ingrid
alles, was sie zum Thema finden konnte. Dabei vertiefte sich
ihre Identifikation mit dem Mädchen, das mit 19 Jahren sterben
musste, zusehends. "Sie war eine einfache Bäuerin", erzählte
Ingrid einem Autor Jahre später, "und sie begriff nicht
sehr viel von dem, was mit ihr geschah. Aber sie blieb ihren
Stimmen treu, treu dem geheimnisvollen Rufen in ihr. Wie sie
mit all diesen gelehrten Männern umging! Und ihr Mut bis in
den Tod! Sie hatte viel gesunden Menschenverstand!" Das waren
natürlich genau die Qualitäten, die Ingrid in sich selbst
stärken wollte: Einfachheit in der Kunst und im Leben, Treue
zu ihrer Berufung, der Wille, tapfer zu sein.
Allerdings hatte Ingrid weder Aspirationen auf Heiligkeit,
noch wäre sie an einer ordentlichen Definition derselben
interessiert gewesen. Stattdessen kniete sie auf Max Anderson
herum (genau wie der Charakter von Mary Grey, die sie in den
Zwischenakten spielen würde), er möchte sich an den wahren
Lebenslauf von Jeanne halten und sie nicht zur Botschafterin
seiner persönlichen politischen Auffassungen machen. Anderson
hörte ihr zu, änderte nach ihren besonderen Wünschen
und blieb hart, wo es ihm nötig erschien.
Eine Woche nach Ingrids Ankunft tauchte Bob Capa in
New York auf, und bis Petter Ende Oktober von seinem Urlaub
aus Schweden zurück war versuchten Capa und Ingrid, eine
sterbende Glut zu schüren. Diesmal entschied Ingrid, die beste
Art, sich vor unerwünschter Publizität zu schützen, sei es, sich
ganz offiziell mit Bob in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ihr Instinkt
traf den Nagel auf den Kopf: nachdem sie sich an einem
gut sichtbaren, zentral gelegenen Tisch im trendigen Nachtcafé
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