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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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er-Peiniger konstant überrumpelt wird, entstanden spontan,<br />

und es gibt wohl keine erschütterndere Szene von Angst in<br />

irgend einem <strong>Bergman</strong>-Film, <strong>als</strong> die, in welcher Ivy von ihrem<br />

dämonischen Peiniger gezwungen wird, in Wiederholungen<br />

"You Should See Me Dancing The Polka" zu singen. Nichts<br />

mehr an ihr erinnert an die unbeschwerte Barmaid und ihren<br />

fröhlichen Gesang; sie versucht nun, widerwillig und mit vor<br />

Angst zitternder Stimme zu singen – und die Freude am Tanz<br />

ist ihr für immer abhanden gekommen. Von einem lasterhaften,<br />

allzu menschlichen Monstrum an die Wand genagelt,<br />

scheint sie dem Zusammenbruch nahe, <strong>als</strong> er unvermittelt zurückspringt<br />

und ihr Gesicht und ihren Körper lüstern mit verdorbenen<br />

Früchten zu bewerfen beginnt.<br />

Von da an führt die Handlung nun schnell und direkt<br />

zum Tod der jungen Frau. Dank <strong>Ingrid</strong>s Beschreibung von Ivys<br />

Innenleben und ihrem Überlebenswillen, übt die Wiedererkennungs-Szene<br />

mit Dr. Jekyll (bei dem sie eine kurze Konsultation<br />

erwirken kann) eine nahezu unerträgliche Wirkung der Verzweiflung<br />

auf den Betrachter aus. Ihre letzte Szene, in der sie<br />

die Identität von Dr. Jekyll mit Mr. Hyde unausweichlich erkennt,<br />

ist auch heute noch, mehr <strong>als</strong> ein halbes Jahrhundert<br />

danach, kaum ohne Entsetzen mitanzusehen. Im Bewusstsein,<br />

dass ihre eigene Reue, die Hoffnung auf Freiheit und einen<br />

Neubeginn sie nun umgebracht haben, wird <strong>Ingrid</strong>s Ivy zu einem<br />

fast übermenschlichen Gemisch von Sehnsucht und Verzweiflung.<br />

Fleming seinerseits war sprachlos vor Bewunderung,<br />

l<strong>ob</strong>te aber vor allem Tracy; zu niemandes Verwunderung stellte<br />

Selznick fest, er habe ja immer gesagt, dass der Film ein<br />

Triumph werde. Nur <strong>Ingrid</strong> beendete den Film mit einem charakteristisch<br />

bescheidenen Kommentar: "Ich bin etwas überrascht,<br />

wie gut er herausgekommen ist." Aber Tracy brachte es<br />

nahezu auf den Punkt: Das Publikum erstarrte in Schweigen<br />

angesichts der qualvollen Agonie, die sein unprätentiöser, erstaunlicher<br />

Co-Star meisterhaft auf die Leinwand brachte.<br />

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