Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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aber jemand ging zu Selznick und fragte: "Was soll der
Unsinn?", und so wurde die Szene eben geschnitten.
Es war so schade. Es hätte diesen Touch von wirklicher
Filmkunst haben können."
Ihre Proteste verhallten damals ungehört. Sie war der
Auffassung, dass was auf dem Boden des Schneideraums landete
mehr war als nur Spielerei: Denn der Pfeil in Constances
Hals soll nur veranschaulichen, wie weit des Patienten Wut und
Schuld seiner eigenen Auffassung nach gehen konnte: Hier ist
ein klarer Zusammenhang zwischen seinem Glauben an seine
kriminelle Energie als Mörder und seinen gemischten Gefühlen
für Constance als Heilerin und Geliebte zu erkennnen. Die Statue
versinnbildlicht auch das Gefühl, das er für sie als Mutter-
Göttin empfand (daher das Venus/Cybele-Kostüm), mit dem
Pfeil als Reminiszenz an den mit Pfeilspitzen gekrönten Zaun,
der seinen kleinen Bruder in ihrer Kindheit das Leben kostete.
Constance als Statue suggeriert auch, dass er sie als klassisch
kalt, künstlich, fern, unberührbar sieht. Das unveröffentlichte
Original, wie Ingrid richtig erfasst hatte, hätte die paradoxkompatibeln
Gefühle von Hass und Liebe, von Wunsch nach
Hilfe und Misstrauen dem Helfenden gegenüber und der alles
überspannenden Angst vor Entdeckung womöglich noch weit
besser zum Ausdruck gebracht.
"SPELLBOUND" VERDANKT SEINE NACHHALTIG emotionale
Wirkung keineswegs seiner verwickelten Handlung, sondern
vornehmlich dem absolut natürlichen und unprätentiösen
Spiel von Ingrid Bergman und Gregory Peck, die beide ihre
Entdeckung von bislang unbekannten Geisteswelten in einer
Art neugierigem Erstaunen portraitieren. Beide begeben sich
auf eine erschreckende Reise zur Selbstverwirklichung – und
dass diese doppelte Reise so unwahrscheinlich ist, war genau
Hitchcocks Punkt. Er schuf die richtige Atmosphäre, in welcher
diese schauspielerischen Leistungen zur Geltung kommen
konnten, und mit Filmen wie "Spellbound" wurde klar, wie gut
er Schauspieler zu führen verstand.